Home » Beitrag veröffentlicht von SeniorenNet (Seite 6)

Archiv des Autors: SeniorenNet

Gründe, warum wir reisen

1. Um eine neue Perspektive zu bekommen

Es gibt nichts Besseres als Reisen, um zu erkennen, dass das, was man für „die Art und Weise, wie andere Menschen Dinge tun“ hält, in Wirklichkeit nur die Art und Weise ist, wie SIE Dinge tun. Von unseren Familien zu unserer Arbeit zu unserem Essen zu unseren Häusern, die Menschheit ist lebendig mit Unterschieden, die Sie sich nicht vorstellen können – bis Sie sie mit eigenen Augen sehen.

2. Die Welt mit neuen Augen sehen

„Wir müssen manchmal in die offene Einsamkeit fliehen, in die Ziellosigkeit, in den moralischen Urlaub, um die Schärfe des Lebens zu schärfen, um die Härte zu schmecken und um gezwungen zu sein, einen Moment lang verzweifelt zu arbeiten, egal was passiert“, schrieb der Philosoph George Santayana in „Die Philosophie des Reisens.“

3. Um Wertschätzung für das zu gewinnen, was man hat

Es gibt keinen Ort wie Zuhause – aber das vergisst man so leicht. Wenn man die Annehmlichkeiten zurücklässt, weiß man sie bei der Rückkehr wieder zu schätzen.

4. Etwas Abstand von der Arbeit gewinnen

Amerikaner haben auf der ganzen Welt den Ruf, dass sie nicht in der Lage sind, ihren Job hinter sich zu lassen. Aber ein Schritt weg von der Arbeit ist gut für Ihre körperliche und geistige Gesundheit. Es ist auch gut für Ihre Arbeit – es gibt Ihnen den Raum, das große Ganze auf eine neue Art und Weise zu sehen, und baut ein stärkeres Team auf, indem es Sie zwingt, zu delegieren und jemand anderem den Rücken zu stärken.

5. Missstände durch gemeinsame Erfahrungen ausgleichen

Es gibt nichts Besseres als ein Glas Wein am Pool eines Kreuzfahrtschiffes, um eine Diskussion zu eröffnen, die Ihnen hilft, die Sichtweise der anderen Person zu sehen. Familiärer Groll und verletzte Gefühle, die unter der Oberfläche des alljährlichen Thanksgiving-Dinners brodeln, sehen anders aus, wenn Sie Erinnerungen schaffen und angenehme Erfahrungen teilen – und sich gegenseitig buchstäblich in einem neuen Licht sehen.

6. Um Sie aus Ihrer Komfortzone herauszuholen

Egal, ob Sie in einem Trott feststecken oder ein wenig Unabhängigkeit gewinnen wollen, auf Reisen können Sie Dinge lernen, die Sie nie über sich selbst wussten. Entdecken Sie Ihren Einfallsreichtum, während Sie sich unter die Einheimischen mischen. Erkennen Sie Ihre Fähigkeiten, während Sie sich durch eine fremde Stadt navigieren. Sie werden nie mehr über sich selbst lernen als beim Reisen.

7. Mutter Natur bewundern

Reisen gibt uns das Geschenk zu sehen, wie klein wir wirklich sind im Vergleich zur Schönheit von Mutter Natur. Von kristallblauem Wasser über rosafarbenen Sand bis hin zu üppigem Grün – die reale Welt ist voll von Farben und Klängen, Sehenswürdigkeiten und Orten, die kein Computerbildschirm wiedergeben kann.

8. Über andere Kulturen lernen

Jedes Reiseziel hat seine eigene einzigartige Geschichte und seinen eigenen Stil. Ein leidenschaftlicher lokaler Reiseleiter wird Sie in eine Welt eintauchen lassen, die völlig anders ist als die, in der Sie leben.

9. Um Beziehungen zu stärken

Es gibt etwas an der gemeinsamen Erfahrung des Reisens, das Menschen zusammenbringen kann. Ein Familienurlaub, eine Reise mit der Partnerin oder dem Partner oder ein Mädels-Wochenende wird eine lebenslange Bindung aufbauen.

10. Abschalten

Wir schauen ständig auf unsere Telefone, leben das Leben durch die Status-Updates oder Posts anderer. Auf Reisen können Sie sich von E-Mails und sozialen Medien abkoppeln. Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und genießen Sie den Moment, ohne dass der Bildschirm Ihres Telefons die Sicht versperrt.

5 Gründe, warum wir reisen

1. Wir reisen, um zu lernen.

Egal, ob es darum geht, eine neue Sprache zu lernen oder etwas über die Geschichte einer Region zu erfahren, auf Reisen können wir so viele verschiedene Dinge lernen. Wir werden in den verschiedenen Kulturen und Lebensweisen geschult. Wir lernen, wie unsere Leben miteinander verwoben sind und wie wir uns gegenseitig beeinflussen können.

2. Wir reisen, um zu entkommen.

Reisen bietet eine vorübergehende Pause vom Alltag. Es bietet uns Abenteuer und Aufregung. Wenn wir uns in einen neuen Raum oder eine neue Umgebung wagen, sind wir fasziniert von all den neuen Dingen, die uns umgeben. Wir vergessen unsere Jobs, unsere Kurse und all unsere anderen Verpflichtungen.

3. Wir reisen, um zu entdecken.

Dies geht Hand in Hand mit den vorangegangenen Punkten, aber das Reisen erlaubt uns zu entdecken, sei es ein interessanter Ort oder ein neu entdecktes Lieblingsgericht. Wir reisen nicht nur, um mehr von der Welt und den Menschen in ihr zu sehen, sondern auch, um mehr über uns selbst zu erfahren.

Durch die Herausforderungen, denen wir uns stellen, und die Erfahrungen, die wir machen, entdecken wir unsere Stärken, unsere Grenzen und unser Potenzial.

4. Wir reisen, um neue Freunde zu finden.

Das steht natürlich auch auf unserer Liste. Schließlich lieben wir Gruppenreisen! Wenn Sie reisen, treffen Sie Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen und jeder einzelne von ihnen hat das Potenzial, eine wichtige Rolle in Ihrem Leben zu spielen, sei es ein neuer bester Freund oder Ihr Seelenverwandter.

5. Wir reisen, um zu erleben.

Wir denken, dass dieser letzte Grund ein allumfassender Grund ist. Wir reisen, um alles zu erleben, was wir können, und alles, was die Welt zu bieten hat. Wir können die lokale Kultur erleben, indem wir Köstlichkeiten und Gerichte essen, die einzigartig für eine bestimmte Region sind.

Wir können erleben, wie es ist, sich nur durch Gesten zu verständigen, wenn wir eine Sprache nicht beherrschen. Wir können sogar feststellen, dass sich das Leben in einem fremden Land gar nicht so sehr von unserem eigenen Leben zu Hause unterscheidet.

Wenn ein Senior seine persönlichen Angelegenheiten nicht mehr regeln kann, wer dann?

Heutzutage leben die Menschen länger und erfüllter als je zuvor. Und während das eine gute Nachricht ist, ist die Realität, dass oft eine Zeit kommt, in der ältere Erwachsene ihre persönlichen Geschäfte und Finanzen nicht mehr verwalten können.

Wenn Senioren ihre täglichen Finanzen nicht mehr im Griff haben oder anfälliger für finanzielle Fehler werden, kann das schwerwiegende Folgen haben – wer vergisst, Rechnungen zu bezahlen, kann sein Haus durch eine Zwangsvollstreckung verlieren, aus einer Wohnung geworfen werden, riskieren, dass ihm der Strom abgestellt wird, oder seine Kreditwürdigkeit verlieren. Sie können auch Opfer von Betrügereien werden und um große Geldsummen betrogen werden.

Frühzeitig beginnen

Idealerweise ist der beste Zeitpunkt, dieses Problem anzugehen, bevor ein Elternteil oder Verwandter überhaupt Hilfe benötigt.

Rebecca Paul, Esq. Direktorin der Treuhanddienste bei Seniors At Home, einer Abteilung der Jewish Family and Children’s Services, sagt: „Der Schlüssel zum finanziellen Wohlergehen älterer Erwachsener ist es, im Voraus zu planen und eine Krisensituation zu vermeiden. Je früher Sie einen Plan aufstellen können, desto besser.“

Sprechen Sie mit der Person darüber, was passieren wird, wenn sie Hilfe bei der Verwaltung ihrer Finanzen benötigt, und vereinbaren Sie einige Schlüsselereignisse, die darauf hinweisen, dass es Zeit ist, dass jemand anderes einspringt. Legen Sie dann einen Plan fest, wie Sie zusammenarbeiten werden, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist.

Beurteilen Sie die Situation
Wenn es noch keinen Plan gibt, sollten Sie herausfinden, ob der Angehörige derzeit Hilfe braucht und wenn ja, wie viel Hilfe er benötigt. Wenn die Person nicht offen darüber sprechen möchte, können Sie einige Nachforschungen anstellen.

  • Schauen Sie sich in ihrer Wohnung um. Sehen Sie viel ungeöffnete Post, verstreute Rechnungen oder Papierstapel? Können sie Ihnen ein Ablagesystem zeigen oder beschreiben, wie sie ihr Geld verwalten?
  • Wissen sie, welche Bankkonten und Investitionen sie haben?
  • Wenn Sie können, gehen Sie ihr Scheckbuch, ihre Kreditkartenabrechnungen und Kontoauszüge durch. Achten Sie auf alles Ungewöhnliche, z. B. doppelte Einträge für denselben Posten, seltsame Überweisungen oder Zahlungen an fragwürdige Stellen.
  • Bitten Sie sie, große oder ungewöhnliche Zahlungen zu erklären (oft gibt Ihnen die Erklärung selbst einen Eindruck von ihrer Fähigkeit, ihre eigenen finanziellen Angelegenheiten zu regeln).
    Sehen Sie konsistente Einträge für Hypothek, Miete und Nebenkosten im Scheckbuch oder auf dem Kontoauszug?
  • Haben sie Briefe von Inkassobüros erhalten?
  • Wurden sie Opfer eines Telemarketing-Betrugs, Investitionsbetrugs tungsbetrug, Identitätsdiebstahl oder räuberischer Kreditvergabe?
  • Ist es klar, dass die Dinge im Argen liegen, aber sie bestehen darauf, dass sie sich ordentlich um die Dinge kümmern?

„Wenn die Antworten auf eine dieser Fragen besorgniserregend sind, ist es Zeit zu handeln“, sagt Rebecca. „Es ist verheerend, wenn eine Person sich nicht um ihre Finanzen kümmern kann. Die Frage ist: Wenn sie es nicht können, wer wird es dann tun?“

Beginnen Sie die Konversation

Es ist wichtig, einfühlsam zu sein, wenn man ein Gespräch über den Zustand der finanziellen Angelegenheiten einer Person beginnt. Denken Sie daran, dass es Ihrem Angehörigen peinlich sein könnte, dass er nicht mehr in der Lage ist, sich um die Dinge so zu kümmern, wie er es früher getan hat, oder dass er Angst hat, seine Unabhängigkeit zu verlieren, wenn er die Kontrolle über sein Geld abgibt. Diese Gespräche können schwierig und emotional sein, aber wenn Sie sich die Mühe machen, wird die Situation leichter zu bewältigen sein, wenn jemals Hilfe benötigt wird.

Beziehen Sie die Person so weit wie möglich in den Entscheidungsprozess mit ein. Erläutern Sie Ihre Bedenken und weisen Sie auf mögliche Konsequenzen hin, wenn das Finanzmanagement nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird (z. B. Zwangsvollstreckung, geschlossene Konten oder beschädigte Kredite). Arbeiten Sie gemeinsam daran, einen Plan für die Zukunft aufzustellen.

Ziehen Sie einen Fachmann hinzu

Die Verwaltung der persönlichen Finanzen oder das Treffen von Entscheidungen im Namen eines geliebten Menschen kann eine Herausforderung sein und zu großem Stress führen. In manchen Fällen kann es ein Vollzeitjob sein! In diesem Fall kann es besonders wichtig sein, einen professionellen Treuhänder einzuschalten. Denken Sie daran, dass ausreichende rechtliche Dokumente vorhanden sein müssen, damit dies geschehen kann. Hier ist die Nachlassplanung der Schlüssel.

Was ist ein Treuhänder?

Ein Treuhänder ist eine zugelassene Person, der im Namen einer anderen Person Befugnisse anvertraut werden und die treuhänderisch verpflichtet ist, zum Wohle dieser Person zu handeln. Wenn ein Treuhänder als Bevollmächtigter oder Treuhänder benannt ist, kann er im Wesentlichen „in die Fußstapfen“ des Kunden treten und die Entscheidungen treffen, die der Kunde nach bestem Wissen und Gewissen getroffen hätte. Wenn er nicht so benannt ist, kann ein Treuhänder dennoch eine große Hilfe bei der Verwaltung der vielen Details sein, damit der Kunde oder ein Familienmitglied Entscheidungen treffen kann.

Als Luftwaffenhelfer 1944 in Berlin und bei Leuna

Zu diesem Bericht gehören einige Fotos, die ich im Februar 1944 vom Flakturm Humboldthain aufgenommen hatte – auf einem ist ein kleines Stück vom Kopf vom LWH Chr.F. zu erkennen. Wir zwei wanderten damals an einem Sonntag vorsichtig um die beiden Türme und im restlichen Humboldthain herum, lasen Flaksplitter und eine halb abgebrannte Stabbrandbombe auf, sorgfältig darauf achtend, keinen zu Grüßenden zu übersehen und verfügten uns dann wieder in das dumpf riechende riesige Gebäude, wo wir im obersten Stockwerk wohnten, zusammen mit den Typen von der Oberschule aus unserer Heimatstadt. Ab und zu sah der Gefreite v.S. nach uns und erklärte uns die Klingelzeichen „Vorspiel“ und „Alarm“ – tatsächlich bimmelte es gleich am ersten Abend, am 14.Januar 1944, nachdem wir am Nachmittag noch in Zivil in den Turm einmarschiert waren und der Posten uns fröhlich zugerufen hatte: „Hier kommt Ihr so bald nicht wieder raus!“

Sehr früh am Morgen dieses Tages hatten wir, etwa 20 Jungen des Jahrgangs 1928, Schüler der „Robert-Schumann-Schule, eines humanistischen Gymnasiums in Zwickau/Sa, uns in der Halle des Hauptbahnhofs eingefunden, manche begleitet von den Eltern. Ein Unteroffizier in der blaugrauen Uniform der Luftwaffe mit roten Kragenspiegeln nahm uns dort in Empfang, und wir reisten in reservierten Abteilen mit der Bahn in Richtung Berlin. Als der Zug die Vorstädte der „Reichshauptstadt“ erreichte, sahen wir die ersten gänzlich ausgebrannten Häuserzeilen schon in Lankwitz, und die forschen Gespräche im Abteil verstummten. Aus dem S-Bahn Bahnhof Gesundbrunnen tretend, erblickten wir dann den riesigen Betonklotz des Flakturms „Humboldthain“ vor uns – da sollten wir also in Zukunft leben! Immerhin „durften“ wir zunächst mit dem Fahrstuhl nach oben fahren, und es folgte eine flüchtige ärztliche Untersuchung, die Einkleidung (wir erhielten auch eine Blech-Erkennungsmarke wie „richtige“ Soldaten!) und die Einweisung in die Unterkünfte, die mit Doppelstockbetten und Blechspinden ausgerüstet waren. Der Blick aus den mannshohen Fenstern, die mit einer dicken Stahlblende verschlossen werden konnten, ging über die S-Bahngleise hinweg auf eine nahezu ausgebrannte Häuserfront; nur ein Haus war wenigstens teilweise noch bewohnt. Die schweren Nachtangriffe des November 1943 hatten diese Zerstörungen bewirkt, wie uns die Schulkameraden des Jahrgangs 1927 berichteten, die schon seit September 1943 hier Dienst getan hatten; sie begrüßten uns mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude: Jetzt seid Ihr also auch dran…!

Vor dem Geschütz-Turm im Humboldthain – Berlin, im Februar 1944. Die Türme waren graugrün gestrichen und überragten weit die alten, im November 1943 von Bombensplittern beschädigten Bäume des Parks. Auf dem umlaufenden Balkon waren die 2 cm-Flak-Waffen auf Beton sockeln montiert, auf der oberen Plattform vier Doppelrohr-Geschütze des Kalibers 12.8 cm.

Zum ersten Dienst trat ich ohne Stahlhelm an, weil einer in dieser erheblichen Größe nicht vorrätig gewesen war, was zunächst einen „Anschiss“ zur Folge hatte samt einer Bemerkung über die Pferde, welche bekanntlich die größeren Köpfe… Der Uffz., der uns vom Heimat-Bahnhof abgeholt hatte, entpuppte sich bald als ein verkleideter Studienrat, und ein zweiter solcher, ein Westfale, war dann unser Ausbilder, zusammen mit dem Ogfr. R., einem Malermeister aus Hamburg, der magenkrank aussah. „Die 2cm Flak 38 als solche (ch wie in Krach gesprochen) zerfällt in…“ Es war das schweizer Präzisionsprodukt 2 cm-Oerlikon, und es wurde eine der wenigen Wonnen meines Daseins als LWH, sie auseinander zu nehmen und richtig wieder zusammenzusetzen! Den Sockel dieses Geschützes kann man noch heute sehen, wenn man die Serpentinen der nur halb weggesprengten und dann mit Trümmern angeschütteten südlichen Turmseite des G-Turms Humboldthain zwischen Bäumen und Sträuchern hinaufsteigt und so die Ebene der 12.8cm-Plattform erreicht. Auf einem Foto posieren Otto M. und Hans K. auf solch einer Kanone, von der es auch Exemplare mit vier Rohren gab., die sog. „Vierlinge“.

Bombentreffer auf ein 2 cm-Geschütz auf dem Feuerleit -Turm (L-Turm) im Humboldthain im November 1943.
Teile des Geschützes fanden sich am nächsten Morgen zwischen den im Hintergrund sichtbaren Gebäuden der AEG…
Da kurz vor dem Einschlag die Bedienungen der leichten Flakwaffen in das Turminnere befohlen worden waren, hat es keine Verluste gegeben.

Natürlich war das Hauptziel des „Dienstes“, uns so bald als möglich zu einem vollwertigen Bedienungspersonal für diese Waffen auszubilden; unten im Humboldthain auf einem kleinen Sportplatz fand aber auch regelmäßig „Infanterie-Dienst“ statt, und anfangs wurde auch häufig Strammstehen und Grüßen geübt, obwohl die Hitlerjugend uns ja eigentlich in dieser Hinsicht schon ausreichend „vorgebildet“ haben sollte! Da war der Dienst an der Waffe deutlich beliebter, zumal dort auch eigenes technisches Verständnis demonstriert werden konnte. Meist war der Ton der Vorgesetzten nicht übertrieben rauh – das übliche Gebrülle beim Exerzieren und dem „Infanterie-Dienst“ vor dem Turm kannten wir ja schon vom H.J.Dienst, und selbst der auch hier geübte verschärfte Drill („Entengang – Eeentengang!!“) und Liegestütze wurden meist als unvermeidliche Mühsal militärischer Ausbildung hingenommen. LWH Hans K. erinnert sich aber noch mit Erbitterung auch an als „Maskenball“ bezeichnete abendliche Strafaktionen eines Unteroffiziers, für die wir irgendeinen Anlass gegeben hatten, und dass aus einem ähnlich nichtigen Anlass der Batteriechef D. die ganze Batterie mit mehreren Stunden Infanterie-Dienst „beglückte“…

Nicht nur bei solchen Anlässen richtete sich die hoffnungsfrohe Erwartung von uns z.T. noch nicht einmal 16-jährigen auf den nächsten Kurz-Urlaub, der den LWHs etwa monatlich einmal gewährt werden sollte, vorausgesetzt, Geschützbedienungen blieben in gefechtsfähiger Zahl zurück. Ein solcher Kurzurlaub enthielt 2 Urlaubs- und zwei Reisetage, so dass mit geschickter Auswahl des Reichsbahn-Fahrpläne – wir durften auch Wehrmachts-Urlauber-Züge benutzen – man durchaus mehr als 48 Stunden „Zuhause-Zeit“ herausschinden konnte. Am Dienstagmorgen zu Dienstbeginn musste man sich allerdings unter allen Umständen wieder im Turm zurückgemeldet haben! Einmal im Jahr würde es sogar einen 12 +2 Reisetage währenden Heimaturlaub geben – aber der lag für uns Anfänger noch in weiter Ferne…

Meist während der Mahlzeiten im Kasino trafen wir auch auf LWH aus Berliner Schulen, die aber ihren Dienst vorwiegend an den großen 12.8cm-Doppelrohr-Geschützen auf der oberen Plattform taten. Nicht nur deswegen und wegen ihrer häufigen nächtlichen Einsätze sahen sie auf uns Sachsen auf den umlaufenden Balkons mit den leichten 2 cm – Waffen herab; mehrfach titulierten uns welche als „Ihr sturen Sachsen“, womit sie wohl meinten, dass wir im Vergleich zu ihnen viel zu brav und gehorsam alle Vorschriften befolgten, während sie das Ganze deutlich lockerer betrachteten. Aber so brav waren viele Sachsen gar nicht: Mit uns waren eine etwa gleiche Anzahl Schüler der Zwickauer Oberschule nach Berlin gereist, die dann zusammen mit uns Gymnasiasten auch in den gleichen Unterkünften wohnten. Erstaunt stellten wir fest, dass deren Redeweise häufig mit ungeniert regime-kritischen Ausdrücken gespickt war und sie über einen erheblichen Fundus an so genannten „Flüsterwitzen“ verfügten. Auch spielten zwei von ihnen gern „Hitler und Mussolini treffen sich am Brenner“, indem der eine, oben auf einem Doppestockbett hockend, den Duce mimte, mit römischen Gruß und drohend nach vorn gerecktem Kinn, während vor dem Bett, ihm zugewandt, der andere stand, sich einen Kamm unter die Nase haltend, mit der anderen Hand mit nach hinten über die Schulter gebogenem Arm nach oben grüßend, den „Führer“ darstellte. Ein anderer war Meister in der Imitation des „Reichspropagandaministers“ , indem er hinkend nach vorn trat und genau in dessen westrheinischer Sprachfärbung intonierte: „Und wiiiiieder (das r als ch gesprochen wie in Rache) haben wiiir viiier Tonnnnän Viiiierfruchtmarmelaaade an die Ost-Front ge-wor-fännn“ … Wir lachten und staunten – dass es so etwas noch gab, 11 Jahre nach der „Machtergrrreifung“, wie Hitler das nannte. ER wurde allerdings auch unter uns mit einem angeblich von ihm stammenden Ausspruch zitiert : „Die Deutsche Frau rrraucht nicht“, wenn einer jemanden beim heimlichen Rauchen ertappte, was uns LWH ja streng verboten war, weshalb es nun hieß: „Derrr doitsche Luftwaffenhelferrr rrraucht nicht…!“

Das „Batterie-Lied“, das beim Marschieren mehr gebrüllt als gesungen wurde, begann mit „Hoch drooom, auf dem Beeerg, gleich unter den funkelnden Steeernen…“, womit ein Bezug zu unserer Geschützstellung, etwa 35 m hoch über der Erde, hergestellt werden sollte; auch die „schwarzbraune Haselnuss“, ein Lied, das wir schon in der HJ zu singen hatten, ertönte zwischen den beschädigten Baumstämmen des Humboldthains auf dessen Sportplatz, obwohl der darin besungene Typ nicht gerade dem blond-blauäugigen Ideal des „Dritten Reiches“ entsprach.

Nachdem wir ordentlich „Grüßen“ gelernt hatten, durften wir zum ersten Mal unter Begleitung von zwei Unteroffizieren das Turm-Gelände verlassen und marschierten durch einige Straßen des Stadtteils Gesundbrunnen. Erschreckend waren die schon bis zum Winter 1943/44 angerichteten Zerstörungen, zu denen auch streckenweise aufgewölbte und zerrissene Nebenstraßen gehörten, wenn eine Sprengbombe die Kanalisation getroffen hatte. Ein großes Kino an der Ecke aber war noch heil geblieben, und so durften wir einmal den Film „Der weiße Traum“ gemeinsam sehen – den mit dem Lied mit dem Luftballon: „…stell Dir vor, er fliegt mit Dir davon…“, was sich dann auf „Illusion“ reimte. Mancher wäre wohl schon damals ganz gern „davongeflogen“ – das ließ sich aber keiner anmerken.. Und an einem Sonntag führte man uns als Zuschauer auf einen nahe gelegenen Fußballplatz, wo wir uns allerdings ziemlich langweilten.

Mit Stahlhelm und im „Übermantel“ posieren hier die Wache stehenden LwH Otto-F.M. und Hans K. auf der
2 cm Oerlikon , unserem Geschütz auf dem Balkon des G-Turms Humboldt-hain im Februar 1944. Dahinter ist der Kran zu erkennen, mit dem die Geschütze auf den Turm hinaufgehievt worden waren.
Der Sockel dieses Geschützes ist heute noch von der Aussichtsplattform des Bunkerhügels im Humboldthain aus zu sehen!
Die Eisenstangen links und main sollten als „Rohrabweiser“ dienen, wenn sehr tief geschossen werden musste, damit nahe stehende Gebäude nicht getroffen wurden.
Auf den Flak-Türmen am Zoo dienten solche Abweiser z.B. dazu, die Figur auf der Siegessäule (von den Berlinern „Goldelse“ genannt) vor Treffern zu schützen.

Zwei Luftwaffenhelfer sonntags in Ausgehunifom im Humboldthain vor der Kamera, in der Hoffnung, dass kein Fliegeralarm sie zurück auf den Turm an die Geschütze ruft, und sehr bemüht, keinen zu grüßenden Dienstgrad zu übersehen!
Fröhlich sieht er trotz seines „Aus-gangs“ nicht aus, der LwH Wolfgang W. ; der andere, LwH Otto-F. M., scheint sich immerhin über die Frühlingssonne zu freuen und darüber, dass er so häufig Feldpost-Briefe von seiner Freundin aus dem heimatlichen Sachsen bekam und deshalb von den anderen Kameraden beneidet wurde…
Als brave Sachsen tragen wir hier die vorgeschriebene Hakenkreuz-Armbinde und haben auch den HJ-Rhombus nicht von der Mütze entfernt – manche LwH hatten diesen sogar durch einen Luftwaffen-Adler aus Blech ersetzt!

 

Anfang März erst wurde schließlich unser Jahrgang bei leichtem Schneetreiben in einem nahegelegenen Park feierlich vereidigt. Wir standen im Karree angetreten um eine 2 cm-Vierlingswaffe herum, die zu diesem Zweck von einem der Türme mit Hilfe des dort installierten Krans heruntergelassen und hierher transportiert worden war. Zwei LWH mussten eine Hand auf ein Rohr der Kanone legen, und alle hatten einen Text nachzusprechen, den ich vergessen habe. Ich erinnere mich nur, dass ich sehr gefroren habe, zumal wir wohl in „Ausgehuniform“, aber ohne Mantel dahin marschiert waren.

Ein Betreuungslehrer aus unserer Schule wohnte ständig drüben im L-Turm, unterrichtete die Schüler des Jahrgangs 1927 an einigen Vormittagen der Woche, und wir 28er stießen nach der „Grundausbildung“ dazu; der ganze Trupp wanderte zu diesem Zweck mit je einem der massiven Holz-Hocker, die in unserer Unterkunft die Sitzgelegenheiten darstellten, hinüber in den L.Turm, über noch nicht ganz planiertes Gelände, wo main und links noch einige Parkbäume ihr Leben fristeten, von Sprengbombensplittern beschädigt. Der Unterricht konnte natürlich nicht die Ziele erreichen, die unserem Schuljahr unter „normalen“ Bedingungen zuhause gesteckt waren, zumal er bei den immer häufigeren Einflügen auch bei Tage bei Voralarm, bevor noch draußen die Sirenen heulten, sofort unterbrochen werden musste, während wir, die Hocker auf dem Buckel, im Geschwindschritt unserem G-Turm zustrebten, über eine der vier riesigen Wendeltreppen empor eilten, um unsere 2 cm-Kanonen abzudecken und feuerbereit zu machen.

Zu Schuss gekommen sind wir allerdings damit nie, konnten aber von unserem Balkon, auf dem die Waffen postiert waren, die ersten Tages-Angriffe der USAF bestaunen, die am 4.u.6.März 1944 begannen, und wie die Bomberpulks gänzlich unangefochten von der dichten schwarzen Flakwolke der ständig donnernden 12.8-Doppelrohre aller drei G-Türme der Stadt ihr Ziel anflogen und glitzernde Schwärme von Stabbrandbomben und einige Sprengbomben fallen ließen und nördlich von uns einen gewaltigen Feuer- und Rauchpilz verursachten. Es wurden von anderen zwei oder drei Treffer, also „Abschüsse“ beobachtet; der einzige von meinem Posten aus sichtbare Erfolg des tosenden Dauerfeuers war ein herabsegelnder Fallschirm mit einem farbigen Soldaten daran, der zum großen Hallo genau auf dem L-Turm landete. Dort hatte während der November-Angriffe 1943 nachts eine Sprengbombe eine 2 cm-Einzelwaffe zerstört; Soldaten und LWH waren aber zu ihrem Glück wenige Minuten vorher ins Innere befohlen worden. Ihr Geschütz war vollständig verschwunden, und der Betreuungslehrer StR. W. lieferte dann eine dramatische Beschreibung dieses Ereignisses an die heimatliche Schule, da er fast genau darunter in seiner Stube gesessen hatte und seine Stahlblende, offenbar nicht richtig geschlossen, durch den Sog aufgerissen worden war…

Die großen Nachtangriffe der Engländer hörten Mitte Februar auf; aber fortan suchten schnelle, leichte Bomber, die „Mosquitos“, häufig die schlafende Reichshauptstadt heim, und wir mussten natürlich jedes Mal raus, um leise fluchend die Kanonen abdecken und dann untätig das nächtliche Schauspiel hoch oben am Berliner Himmel zu betrachten: Die zahlreichen Scheinwerfer, die bei klarem Himmel jedes einzelne Flugzeug mit großer Präzision „auffassten“ und dann immer weiter zum nächsten reichten, die zuerst abgeworfenen, bunt-strahlenden „Weihnachtsbäume“, die wohl einen beginnenden Großangriff vortäuschen sollten, die gewaltig knallenden Doppelrohre der 12,8 cm Geschütze über uns, rings um die silbern leuchtenden schnell dahinziehenden Flugzeuge viele glitzernde Funken erzeugend, die von unten aussahen, wie jene unseres Anzünders am heimischen Gasherd. Einen Abschuss habe ich trotzdem nie gesehen, und die Bomber verschwanden jedes mal rasch, nachdem jeder seinen „Wohnblock-Knacker“ abgeworfen hatte, der mit fürchterlichem Brausen irgendwo herunterkam, gefolgt von einer gewaltigen Explosion – einmal doch so nahe, dass wir erschrocken hinter der dicken Balkonbrüstung in Deckung gingen.

Den letzten Tagesangriff auf dem Humboldthain-Turm erlebten wir am 29.April; und ich, schon mit einem verbundenen Fuß im Holzpantoffel, fotografierte die entstandenen Brände im Süden Berlins, die aber recht weit entfernt wüteten. Eine Woche später schickte man mich ins „Revier“ in den Flakturm Friedrichshain, nachdem eine Wundinfektion von unseren Sanitätern nicht gestoppt werden konnte. Unterwegs wurde ich von Berliner Hausfrauen laut und heftig bedauert, als ich von der S-Bahnstation zum Turm humpelte: „Ist doch ne Schande, jetzt machen se auch noch so junge Kerle kaputt…“Dort lag ich dann mehrere Wochen im Erdgeschoss und erlebte die schweren Tagesangriffe am 7., 8. und 19.Mai auf den Berliner Osten im sicheren Bunker, wobei eine Phosphorbombe direkt unter unserer, natürlich während des Angriffs fest geschlossenen Stahl-Blende abbrannte und zahlreiche aus den Kellern ausgegrabene Verletzte im Verbandsraum versorgt wurden. Einmal besuchte mich auch unser Betreuungslehrer Prof.L. freundlicherweise, und auch zwei Freunde erschienen an meinem Bett und berichteten von ihren Erlebnissen bei den letzten Angriffen. Als der Fuß einigermaßen verheilt war, bekam ich sogar – auf meine Bitte hin – von dem freundlichen Stabsarzt ein paar Tage Genesungsurlaub genehmigt.

Den 20.Juli 1944 erlebten wir, kaum einen Kilometer von der Bendlerstraße entfernt, zunächst damit, dass um die Mittagszeit je ein LWH im Treppenhaus auf jedem Stockwerk, mit einem Karabiner bewaffnet, aufgestellt wurde, ohne dass jedoch bekannt war, auf wen denn zu schießen wäre! Ich hatte für den nächsten Morgen meinen Urlaubsschein für den lang ersehnten „Heimaturlaub“ (10 Tage + 2 Reisetage!) in der Tasche und erfuhr dann zu meinem Ärger, dass ab sofort absolute Urlaubssperre angeordnet war. Erst spät in der Nacht hörten wir im Radio eines Kameraden, längst in unseren Betten liegend, durch Hitlers gutturale Stimme selbst, was da vorgefallen war. Ich muss gestehen, dass ich damals einen maßlosen Zorn auf die Attentäter hatte, weil sie mir meinen Heimaturlaub verpatzt hatten…! Doch schon am nächsten Vormittag wurde die Urlaubssperre aufgehoben. Ich musste zwar nun erneut von einem zum andern laufen, um die nötigen Unterschriften für einen neuen Urlaubsschein einzusammeln, aber am 22.Juli fuhr ich vom Anhalter Bahnhof tatsächlich nachhause.

Als ich mich schließlich im Flakturm Zoo aus dem Urlaub zurückmeldete (die Batterie war Anfang Mai dorthin umgezogen), war die ganze Truppe zum Schießen nach Dramburg in Pommern ausgerückt. Hans K. feierte seinen 16.Geburtstag auf der Fahrt dorthin in einem Güterwagen auf dem Bahnhof Stargard und erzählte mir später, wie sie dort mit der neuen 3.7 cm Waffe Luftsäcke, Ballons und Panzerattrappen durchlöchert und mit den Leuchtspurgeschossen die Heide in Brand gesetzt hatten. Ich dagegen in Berlin hatte noch ein paar Tage viel freie Zeit, für einen Oberfähnrich ab und zu Botengänge in der großen Stadt Berlin erledigend. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass besonders im alten Zentrum noch vieles heil geblieben war. Am 21.Juni 1944 sahen wir vom Zoo-Turm aus bei einem gewaltigen Tagesangriff diese Gegend in Flammen aufgehen, wobei der Turm des Doms mit einer grünen Kupfer-Flamme brannte und die Sonne hinter den Rauchwolken über der Stadt verschwand. Wir standen wie immer untätig herum.

Ein einziges Mal wären wir beinahe zum Schuss gekommen: Als Flugmelder Richtung Norden blickend, sah ich während eines Tages-Angriffs plötzlich mehrere einmotorige Jäger tief über den Häusern aus „Richtung 2“, kommen , brüllte vorschriftsmäßig Alarm, die Kameraden drehten die Geschütze in diese Richtung. Dann hörte man schon die 3,7 cm der Flaktürme Humboldthain und Friedrichshain ballern, und während die erste Maschine nach unten stürzte und dort eine dunkle Rauchwolke entstand, sahen wir vier „Mustang“ der USAF steil nach oben ziehen, von einigen krepierenden 3.7 cm-Flakgeschossen verfolgt, aber außerhalb der Reichweite unserer eigenen Geschütze. Die etwas neidische Begeisterung über den Abschuss war groß; als später das Telefon in der Stellung läutete, musste ich den Fähnrich an den Apparat holen, der eine Meldung mit dem Bemerken „So ein Mist“ entgegennahm und dann zu mir sagte: „Das war eine Focke-Wulf, die da am Rosenthaler Platz runtergefallen ist, keine Mustang. Aber sag’s niemandem weiter!“ Offenbar hatte jener deutsche Jäger, verfolgt von den Mustangs, versucht, auf dem Tempelhofer Feld zu landen.

Als wir von Prof.L., eine Woche nach der Invasion, das Aufsatzthema gestellt bekamen :“Worauf begründen wir unsere Siegeshoffnungen?“ saß ich verstört vor dem linierten Papier und wusste zum ersten Mal in meinem Schüler-Dasein nicht, was ich schreiben sollte. Prompt erhielt ich dafür ein 3 minus (sonst an viele Aufsatz-Einsen und allenfalls -Zweien gewöhnt), und Prof.L. hatte rot an den Rand geschrieben: „Und die Wunderwaffen ?“ Die hatte ich nicht erwähnt,(erst am 16.Juni flog die erste V 1 nach London) ja, wo waren sie, die wirksamen Wunderwaffen?
Einen sozusagen endgültigen Schock erlebte ich aber, was jene „Siegeshoffnungen“ anbelangt, im August, als ich einmal Fahrstuhl-Dienst hatte, und, begleitet von gewaltigem Hackenknallen, der „Reichs-Marschall“ Göring im Eingang erschien, gleichzeitig allerdings auch die eigentliche Fahrstuhlführerin: „Komm, hau ab, den Hermann muss ick selba fahn“, nämlich hinauf in das Prominenten-Lazarett; aber ich sah doch für Sekunden in sein gesenktes düsteres Gesicht, ein völlig anderes als jenes auf dem Balkon der Reichskanzlei nach dem siegreichen Frankreichfeldzug, angesichts der jubelnden Massen im Sommer 1940, in jener Wochenschau…

Ich ließ Fahrstuhl Fahrstuhl sein und hastete hinauf in unsere Unterkunft, wo die Kameraden – natürlich – beim Skat hockten, und der Helmut L. am Ansagen war, und ich: „Wißt Ihr was ? Ich habe eben den Göring gesehen, mit soonem Gesicht… D e n Krieg ham wr verlorn!“ Helmut S. sagte noch: “ 24 – 27 – passe“ und dann: „Na, wenn de das j e t z erscht märgst…!“ Dem LWH Hans K., welcher aus ihm heute nicht mehr erklärlichen Gründen besonders oft oben an den Geschützen Wachdienst hatte, begegnete dort der Luftwaffengeneral Bodenschatz im Schlafanzug, seit dem Attentat am 20.Juli mit gänzlich verbundenen Armen, und der Ernährungsminister Backe mit quittegelbem Gesicht, wohl als Folge einer schweren Hepatitis. Sie fragten den kleinen LWH freundlich nach seinen häuslichen und schulischen Verhältnissen aus. Ihm kam freilich ein gelbsuchtkranker Ernährungsminister irgendwie sonderbar vor!

Dem Fahrstuhldienst verdanke ich noch ein weiteres Erlebnis mit Prominenten jener Jahre, das aber nicht gerade zu meinem Ruhm ausging: Es betraten einmal der hochdekorierte Jagdflieger Galland (welcher den Krieg lange in Südamerika überlebt hat und m.W. einmal feier-lich im Rathaus ein Mädchen unserer Heimatstadt geheiratet hatte) und ein SS-General mit Ritterkreuz den Fahrstuhl und verlangten, zum Lazarett hinaufgefahren zu werden, wo noch vom 20.Juli her der Fliegergeneral Bodenschatz seine verletzten Hände ausheilte. Während ich da mit meiner Kurbel hantierte, fragte mich der berühmte Galland – etwas gönnerhaft freilich – „Na, mein Junge, Du willst doch sicher auch mal Jagdflieger werden…“; und ich, vollkommen ehrlich und ihn richtig titulierend, antwortete zackig: „N e i n, Herr Generalinspekteur, ich bleibe bei der FLAK !“ Er drehte mir daraufhin gekränkt den Rücken zu, der SS-General grinste jedoch über sein ganzes Gesicht. Ich hatte mich nämlich tatsächlich wenige Tage zuvor bei der Luftwaffen-Flak freiwillig gemeldet als Reserveoffizier (nahezu jeder von uns tat dies, wegen der verkürzten Grundausbildungszeit, und in der Hoffnung, später einmal nicht sofort verheizt zu werden). Beeindruckt von den Flak-Waffen , und weil wir damals schon an zwei Kalibern ausgebildet worden waren (es wurden später ja sogar vier!!), hatte ich mich dazu entschlossen..

Allerdings wurde ich eines Tages Ende März oder Anfang April 1945 zuhause zum Schrecken meiner Eltern in die Kaserne bestellt, wo mir aber ein freundliches älteres Mädchen nur mitzuteilen hatte, dass meine Bewerbung bei der Luftwaffe leider abgelehnt worden sei, aber ich könne mich ja nun bei der Infanterie bewerben, da würden doch Offiziere jetzt gewiss gebraucht… Ich könne die Bewerbung gleich hier ausfüllen! Ich zog es aber vor, die Formulare mit nachhause zu nehmen und sie dort wegzuwerfen.

Von unserem Balkon aus beobachteten wir bei jedem Alarm das Hereinströmen der in der Nähe wohnenden und noch nicht ausgebombten Berliner Bevölkerung in den Turmeingang; das begann schon, wenn die Luftlagemeldungen im Radio verlauten ließen, dass ein „Bomberverband nördlich Braunschweig mit Kurs Ost“ unterwegs sei, und die Sirenen noch nicht einmal den „Voralarm“ verkündet hatten. Die Schutzsuchenden bevölkerten dann das Erdgeschoss und die großen Wendeltreppen in den Ecktürmen. Es sollen manchmal mehrere tausend gewesen sein ! Im letzten Moment, wenn die Schwere Flak am westlichen Rand der Stadt schon zu schießen begann, sahen wir noch einige hohe Offiziere aus dem „Bendler-Block“, manche mit roten Biesen an den Hosen, in den Turm eilen.

Der Flakturm Zoo war von den drei Berliner Türmen der sozusagen „vornehmste“; nicht nur wegen des Prominenten-Lazarettes in einem Stockwerk, sondern auch mit einem Kinosaal ausgerüstet, auf dessen Bühne wir sogar einmal eine Wehrbetreuungsveranstaltung erleben durften, wobei allerdings die Tänzerinnen der berühmten Dresdner „Palucca-Schule“ von den Flaksoldaten im wesentlichen nach ihren Proportionen begutachtet wurden. Dort stand auch ein Flügel, auf dem mein Freund Otto M. gelegentlich – die Tür zur Bühne war unverschlossen – damals gängige Schlager hören ließ, wie „Kauf Dir einen bunten Luftballon…“ oder „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleiné…“, und, ganz zart hingetupft und verswingt, Horst Wessels Leierkastenmelodie „Die Fahne hoch…“ Schon damals hatte ich mich, halb unbewusst, über die traurig fallenden Tonfolgen dieses Parteiliedes gewundert, das so gar nichts Aufrüttelndes und „Heldisches“ an sich hatte. Tatsächlich soll es sich um eine einfach zur zweiten National-Hymne umfunktionierte Moritaten-Melodie gehandelt haben! Da war die Italienische Faschisten-Hymne schon eine andere Sache, flott und forsch gespielt, der wir allerdings (1944!) den Text unterlegten: „Wiiir sind tapfre Italieeener, uuunser Land wird immer kleeener…“

Im September verließen uns die Schulkameraden des Jahrgangs 1927; sie wurden zum „Arbeitsdienst“ eingezogen. Uns aber schickte man mit allen Dienstgraden nach Rüdersdorf im Osten von Berlin zu einer 8,8 cm Batterie. Und da landeten wir mit einem Mal wieder im Grünen, die Baracken und die Aborte waren ungewohnt primitiv, aber die nächsten Äcker waren ganz nah, und ich sehe noch uns drei, Otto, Christian und mich, abends dort umherstreifen, von einem Möhrenhaufen einige mitnehmend, den Bauern beim Rüben-Abfahren zusehen, wobei ein Wagen steckenblieb und schließlich ein Ortscheit zerbrach, wie der Christian mitleidig und sachverständig feststellte, und es wurde mir deutlich, dass er , vom Dorf stammend, noch mehr als ich (der ich schon neun Monate von meinem Garten getrennt war) unter dem Mangel an Landschaft und dem Fehlen des Geruchs nach Stalldung und frisch gepflügter Erde gelitten hatte…

Landschaft blieb uns dann bis zum Schluss treu; in Rüdersdorf war die Ausbildung an der 8,8cm, wie sich schon eine Woche später herausstellte, überflüssig gewesen, obwohl es natürlich für einen technisch interessierten Schüler wie mich, wieder etwas Neues war, zumal ich nicht Ladekanonier spielen musste wie mein Freund Otto M., was ja bei der 8,8 eine ziemliche Schinderei war, besonders, wenn fast senkrecht geschossen wurde.

Ich erinnere mich noch an die nächtliche Reise über Leipzig nach der Station Eytra, wo unser Wagen morgens im Herbstnebel abgestellt stand, und wir zum ersten Mal jenen Braunkohlen-Schweldunst einatmeten, der uns dann bis zum 30.Januar 1945 nicht mehr aus der Nase gehen sollte. Wir wurden auf die Dörfer Scheidens und Seegel verteilt und lagen im Gasthaussaal von Seegel auf Stroh und wurden von der Wirtin gefragt, ob wir vielleicht „billarden“ wollten… Der Leutnant ging mit der jungen Dorfschullehrerin auf der Straße spazieren, und es war recht idyllisch dort, bis auf einen Angriff auf das in der Ferne sichtbare Werk Böhlen, als wir, im Straßengraben außerhalb des Dorfes liegend, den Bomberpulk genau über uns hinweg ziehen sahen und die Bomben die Erde erzittern ließen.

Bald zogen wir weiter südlich um nach Lucka, nur, um dort wieder auf Stroh, zunächst im Saal eines Gasthofes am Markt, dann in einem Fabrikraum zu liegen, während wir am Rande des Ortes anfingen, eine Flak-Stellung auszuheben, aber auch im Schulgebäude Unterricht hatten durch einen Lehrer der Zittauer Oberschüler, mit denen man uns vereinigt hatte. Sie hatten eine für uns seltsame Sprachfärbung mit einem rollenden „R“.

Pünktlich, am 14.Oktober 1944, wurden wir zum „Luftwaffen-Oberhelfer“ befördert, was den Kauf einer silbernen Litze nötig machte, die dann an der Schulterklappe befestigt wurde. Und für den Ausweis musste ein neues Passbild beschafft werden, m i t Litze!

Die Karte an der Wand des Fabrikraumes zeigte uns, wie nah wir inzwischen an die Heimat herangerückt waren, und da der Dienst zu den Wochenenden sehr locker gehandhabt wurde, beschlossen wir, mal eben am Freitagabend nachhause zu fahren, um am Montagmorgen, und zwar mit Fahrrädern, wieder zu erscheinen. Wir, Eberhard S. , ich und noch ein Dritter entfernten uns also mit der Eisenbahn von der Truppe, blieben aber schon zwischen Meuselwitz und Altenburg stecken, weil ein Angriff auf das Hydrierwerk Rositz am 20.Oktober wenige Stunden vorher die Gleise zerstört hatte. Ein Bauernwagen nahm uns schließlich bis Altenburg mit, und irgendwann langten wir schließlich zuhause an. Zur Rückfahrt trafen wir uns am Sonntagabend vor unserem Haus. Die nächtliche Fahrt war doch recht anstrengend, wir trafen aber im Morgengrauen in der Unterkunft ein und schlichen uns auf unseren Platz auf dem Stroh. Der Unteroffizier, der mit im Raum schlief, sah uns, grinste, und ließ die Sache auf sich beruhen – er dachte wohl, wir wären bei einem Mädchen gewesen…!

Als in der folgenden Woche bekannt wurde, dass wir wieder verlegt würden, vollführten wir das Ganze am nächsten Wochenende noch einmal, in umgekehrter Reihenfolge, und wieder, ohne erwischt zu werden.

Tatsächlich fuhren wir dann alle am 31.Oktober mit der Bahn nach Merseburg, marschierten im strömenden Regen bis zu einem Rot-Kreuz-Haus, wo wir , nass und müde, wie die Heringe dicht gepackt, auf dem blanken Fußboden übernachteten. Am nächsten Vormittag erreichten wir die 10,5 cm – Stellung zwischen dem Flugplatz Merseburg und dem Buna-Werk Schkopau und zogen in eine inzwischen für uns geräumte Baracke ein; wir fanden da einen Stamm von Merseburger Oberschülern vor, welche ein selbst für uns schauerliches Sächsisch sprachen. Und dort begann die Ausbildung an der vierten Flak-Waffe, von der wir gleich am nächsten Tag bei einem schweren Angriff auf das Leuna-Werk einen Begriff bekamen. Wir hatten dabei lediglich die großen Geschosse zuzureichen und konnten so das Geschehen am Himmel beobachten, zusammen mit Russen, die, ihre eigenen Helme tragend, ängstlich die genau über uns hinziehenden Bomberpulks betrachteten. Immerhin sah ich e i n e n der Bomber in Stücke brechen und die Teile silbern glänzend herunterwirbeln. Zu unserer Überraschung öffneten sich kurz darauf dort einer, zwei, drei, vier Fallschirme, die vom Westwind auf das inzwischen brennende Werk zu getrieben wurden. Später haben wir Bomber-Trümmer, manchmal einen ganzen Teil des Rumpfes oder fast die komplette Tragfläche einer „Fortress“, auf den umliegenden Feldern aufgesucht und Einzelteile, die uns wertvoll erschienen, mitgenommen.

Aber das war schon oberhalb von Mücheln, südwestlich von Merseburg, und nur 14 km westlich der Leuna-Werke, wohin wir schließlich Ende November verlegt worden waren, nun mit sechs eigenen Geschützen des eben „erlernten“ Kalibers 10,5 cm und einem Funkmessgerät. Untergebracht waren wir bis Mitte Dezember im Saal des „Schützenhauses“, welches oberhalb des Ortes und nicht weit von der schon fast fertig ausgebauten Stellung lag. Als wir dort eintrafen, war keine Verpflegung da, und es gab ein Mittagessen, das nur aus Kohlrabi-Suppe bestand; zum ersten Mal betraf auch uns der zunehmende Mangel, nachdem wir mit der ewigen Leberwurst und dem Kunsthonig bisher noch gerade einigermaßen satt geworden waren. Wir lagen natürlich wieder auf Stroh, und ein Kanonenofen hatte den großen Saal zu heizen; der Stubendienst hatte allenfalls die Strohreste aus dem schmalen Gang zwischen den Strohlägern zu entfernen; mehr gab es für ihn nicht zu tun.

Mehrmals im Dezember (so am 6.u.12.12.44) flog die USAF Angriffe auf Leuna, und zum ersten Mal hockte ich nun auf einem Sitz unseres eigenen Geschützes „Berta“, über die Kopfhörer noch den Stahlhelm gestülpt und brachte die beiden Zeiger auf den Wecker-großen Uhren „zur Deckung“, während es in schneller Folge knallte und der Himmel mit Flakwölkchen gesprenkelt wurde. Wir konnten zwar noch die „Pfadfinder-Bomber“ silbern glänzend aus Westen daherkommen sehen (auf die seltsamerweise nicht geschossen wurde), mussten uns aber vom ersten Schuss an – „Rrring-Klappklapp-tschuick-klack-Wumm!“ (Feuerglocke – Ladeschalen – Einzug-Rollen – Verschluss zu – Schuss) ganz auf die Uhren konzentrieren, so dass wir selten einen Blick auf mögliche Erfolge des unglaublich massierten Geschießes am Himmel werfen konnten. Vom Leuna-Werk sah man schon vor dem Angriff nichts mehr, denn es wurde stets rechtzeitig eingenebelt, und die Schornsteine hatte man beträchtlich gekürzt. Aber nach jedem Angriff stieg dort schwarzer Qualm auf, denn in der Regel waren die Angriffe offensichtlich erfolgreich, und die Benzinproduktion war wieder für Wochen lahm gelegt. Nur einmal soll der ganze Bombenteppich, als Folge starken Westwindes, auf die dahinter liegenden Felder gefallen sein, ein Fehler, der aber durch einen zweiten Angriff sehr bald kompensiert wurde. Auch uns wurde nun bewusst, dass selbst eine solche Massierung von Flakartillerie (mit „Großbatterien“ zu 36 Geschützen wie z.B. bei Schortau!) diese empfindliche Industrie nicht vor der Zerstörung schützen konnte.

Mitte Dezember bezogen wir Baracken im Ort Mücheln selbst, wo es dann etwas weniger primitiv zuging; auch Schulstunden wurden dort wieder gehalten. Je die Hälfte unserer LWH-Besatzung durfte zu Weihnachten, die andere zur Jahreswende 1944/45 auf Kurzurlaub fahren. Um für diesen Silvester-Urlaub meinen Antrag abzugeben, betrat ich am Weihnachtsabend die Schreibstube, wo in einem Winkel Offiziere und der Hauptwachtmeister um ein Radiogerät hockten. Ein Unteroffizier kam recht unwirsch an die Theke: „Was willste denn jetzt – also gut, gib her, wir hören doch gerade die Ansprache vom englischen König…!“

Und was ich im Warteraum des „Reviers“ in Frankleben, wo ein Furunkel behandelt werden sollte, (StR.W. zeigte sich sehr besorgt wegen eines solchen über meinem Auge und schickte mich dahin) von einigen alten Obergefreiten zu hören bekam, war von bissiger Resignation und schlichtem Defaitismus geprägt, wie: „Euch wernse schon auch noch verheizen…“

Schließlich erlebten wir noch einen schweren Nachtangriff der RAF auf die Stadt Merseburg, wobei bald nur noch vier Geschütze unserer Batterie schossen; zuerst drehte das Nachbargeschütz sein Rohr waagerecht, dann ging auch bei uns ein Schuss nicht los, und es hieß, der Schlagbolzen sei gebrochen; Ersatz war nicht da und musste erst am nächsten Tag durch einen Kurier aus Berlin geholt werden. Und so lehnten wir in unseren schweren Übermänteln in der kalten Nacht auf dem bereits schön warm geschossenen Rohr (was freilich verboten war) und sahen dort in der Stadt die Brände sich ausbreiten, und wie jede Explosion der Luftminen die angeleuchteten Brandwolken auseinander riss.

In unsere Stellung fiel keine Bombe; ja, in unserer ganzen LWH-Zeit hatten wir keine Verluste erlitten, und keiner war verwundet worden.

An einem klaren Wintermorgen marschierten wir, begleitet von zwei Unteroffizieren, über Landstraßen Richtung Westen bis ins Unstrut-Tal nach Laucha, wo die Musterung des Jahrgangs 1928 stattfand; alle wurden für kriegsverwendungsfähig befunden, und wir fuhren über Naumburg zurück nach Merseburg, blieben aber in Großkorbetha wegen eines weiteren Luftangriffs stecken, von dem wir nur noch einige Tiefflieger sahen, vor denen wir uns vorsichtshalber in die Bahnsteigunterführungen verzogen.

Nachdem am 10. Januar 1945 die Rote Armee die Weichsel überschritten hatte und sich rasch der Reichsgrenze näherte, wurde wohl beschlossen, die ohnehin wenig wirkungsvolle Verteidigung der schwer beschädigten Leuna-Werke durch die Flak einzuschränken und sogar die hoch-komplizierten 10,5 cm – Geschütze an der Ostfront einzusetzen. Am 30.Januar wurden die meisten LWH gänzlich unfeierlich aus dem LWH-Dienst entlassen mit dem Bemerken, wir würden unsere Einberufung zum Arbeitsdienst schon zu Hause vorfinden. So stand ich in der Abenddämmerung auf einem Bahnsteig des Bahnhofs Merseburg und sah, wie die restlichen Soldaten der Batterie die Geschütze auf Tieflader zogen, bereit zum Abmarsch an die Oder.

(Vier Jahre später traf ich in Jena unseren Oberfähnrich wieder, der berichtete, dass die Batterie nicht sehr weit östlich der Oder, noch auf den Bahngleisen, nach der Sprengung der Geschütze, aufgerieben worden sei und außer ihm, der westlich der Oder zurückgeblieben war, niemand überlebt habe…). LWH Hans K., der nicht mit den anderen entlassen worden war, erlebte dann noch bis Ende Februar in der Feuerleitstelle der Großbatterie Rossbach die ersten Anzeichen der Auflösung auch hier an der „Heimatfront“ nach weiteren Angriffen.

Auf der Heimfahrt, wieder in Zivil, verschlief ich den Umsteige-Bahnhof Werdau, wo ein Politischer Leiter in seiner „Goldfasan“-Uniform zugestiegen war, der sich fast verzweifelt über die Mutlosigkeit des Volkes äußerte: Heute, zum 12.Jahrestag der Machtübernahme, seien nur ganz wenige zur angesetzten „Großkundgebung“ erschienen, und er habe bemerken müssen, dass die Menschen nicht mehr an den Endsieg glaubten, ja am Genie des Führers zweifelten; das sei doch wirklich undankbar…(An diesem Tag hatten die sowjetischen Panzerspitzen bereits die Oder zwischen Frankfurt und Küstrin erreicht und waren in das Oberschlesische Industriegebiet eingedrungen!). Bis Reichenbach fühlte ich mich nun genötigt, den betrübten Parteisoldaten mit all den ihm doch eigentlich hinreichend vertrauten Phrasen und dem illusionären Gerede über die doch sicher bald kommenden Wunderwaffen so weit aufzurichten, dass er mir vor dem Warteraum im Bahnhof Reichenbach, wo ich nun die Nachtstunden zu verbringen hatte, begeistert die Hand schüttelte, froh, „dass Deutschland nicht untergehen wird, solange solche aufrechten Jungen …usw.“

So endete die einzige militärische Episode meines Daseins von einem Jahr und zwei Wochen (dass mich dann eine weitere Einberufung nicht mehr ereilen würde, konnte ich da noch nicht ahnen, geschweige denn hoffen!) mit einer zwar durchaus unaufrichtigen, aber gut gemeinten Rede im kaum geheizten Abteil eines verdunkelten Personenzuges.

Flucht aus Ostpreußen von Meta Techam

Es ist die Nacht vom 19. zum 20. Januar 1945. Ich habe zusammen mit Fahrdienstleiter Behrend 12 Stunden lang Nachtdienst. Es ist eine sehr unruhige Nacht. Die nur mit Knüppeln bewaffneten Volkssturmmänner gehen zu dritt oder viert an den Bahngleisen entlang vom Bahnhof Mattenau bis Dallwitz. Das ist eine Strecke von drei Kilometern, die durch einen Tannenwald führt. Sie sollen Wache halten, denn es heißt, Partisanen wären von Flugzeugen im Kranichbucher Forst abgesetzt worden. Nun werden vermehrte Anschläge auf den Bahnkörper befürchtet. Bei ihrer Rückkehr berichten uns die Männer, sie hätten von den Gleisen Schatten in den Wald hinein huschen sehen. Nachdem sie sich in unserem Dienstraum aufgewärmt haben, gehen sie wieder in die Dunkelheit hinaus.

Gegen Mitternacht funktioniert plötzlich unser Einfahrtsignal aus Richtung Insterburg nicht mehr. Es zeigt „ROT“. Das Signal wird durch Seilzug bedient und ist ungefähr 100 m vom Bahnhof entfernt. Das bedeutet für mich, dass ich nun jedem Zug bis zum Signal entgegen laufen muss, um dem jeweiligen Lokführer einen schriftlichen Befehl vom Fahrdienstleiter zu überbringen. Darin steht, dass der Zug an dem Haltesignal vorbeifahren darf. Die Wehrmachtszüge fahren im Blockabstand von 10 Minuten. Ich laufe pausenlos. Angst die dunklen Gleise entlang zu laufen, lasse ich gar nicht erst aufkommen.

Um sechs Uhr morgens löst mich meine Kollegin Herta ab und ich gehe nach Hause, freue mich aufs Schlafen. Mutter kommt und bittet mich, doch bald wieder aufzustehen. Ich soll zu meiner Schwester Lotte fahren. Mutter sorgt sich sehr um sie. Sie hat gehört, dass die Hebamme aus Jänichen schon geflüchtet ist. Auch die etwa siebzehnjährige Cousine Dora, die einige Tage bei Lotte bleiben sollte, ist nach Hause gelaufen. Nun ist meine Schwester mit ihrer Kinderschar allein.

Zwei Stunden Schlaf gönne ich mir, dann stehe ich auf. Mutter hat die Lebensmittel schon auf den zweirädrigen Kastenwagen gepackt. Sie spannt unsere alte Schimmelstute davor und ich fahre los. Die Fahrt ist sehr schwierig. Als ich die Chaussee erreiche, ist diese voller Flüchtlingswagen und Fahrzeugen der flüchtenden Soldaten. Ich komme nur sehr langsam vorwärts, denn ich muss in die entgegengesetzte Richtung.

Meine Schwester hat ein kleines Mädchen geboren. Es ist zwei Tage alt. Bruno, das älteste ihrer Kinder, selbst erst sechs Jahre alt, muss helfen, die kleineren Geschwister zu versorgen, insbesondere die dreijährigen behinderten Zwillinge. Ich koche Brei für die Kinder und für die Mutter. Dann muss ich schweren Herzens wieder weg. Ich kann nicht bei ihnen bleiben! Ich habe Nachtdienst als Weichenwärterin im Bahnhof Mattenau. Da darf ich nicht einfach fehlen! „Wir müssen durchhalten bis zum Letzten, um den Betrieb dieser, für die Ostfront so wichtigen Bahnstrecke aufrecht zu erhalten,“ sagte unser Bahnhofsvorsteher immer wieder.Das ist auch meine Meinung!

Pünktlich um 18 Uhr erscheine ich auch an diesem Tag zum Dienst. Aber wie sieht es plötzlich am Bahnhof aus? Schweine und Kühe laufen umher. Blut im Schnee zeigt mir, wo in großer Eile Tiere geschlachtet worden sind. Menschen mit Koffern und Bündeln drängen in den Zug, der auf dem Gleis in Richtung Westen steht. „Es ist der letzte Flüchtlingszug.“ Diese Nachricht kommt auf dem Morseapparat. Telefonanlagen und Signalleitungen der Reichsbahn sind schon zerstört.

Und meine Familie? ??? Sie ist noch zu Hause! Sie wissen nicht, wie nahe und wie groß die Gefahr ist! Ich rufe voller Angst Betty Schneider an, die in ihrem Krämerladen in Hutmühle ein Telefon hat. ? „Rasch, Betty, lauf zu meinen Eltern, schlage auch im ganzen Dorf Alarm! Für den Treck ist es zu spät! Die Russen kommen!“

Mit dem Pferdeschlitten bringt mein Vater unsere Großmutter, Mutter und meinen zehnjährigen Bruder Helmut zum Zug. Gepäck haben sie kaum dabei. Vater muss wieder zurück. Die Volkssturmmänner sollen im Treck fahren und das Vieh mittreiben. Es ist eine bitterkalte Nacht. Der Zug, in dem meine Lieben sitzen, steht vor dem Fenster meines Dienstraumes. Er kann nicht geheizt werden, weil der Lokführer die Kohlen für die Flucht aufsparen will. Der Zug kann auch nicht abfahren, weil die Bahnstrecke total verstopft ist. Über Insterburg steht ein Feuerschein. ??? Immer noch gehen Volkssturmmänner, nur mit Knüppeln bewaffnet, die Bahngeleise entlang. Man befürchtet Anschläge durch Partisanen.

Um zwei Uhr in der Nacht fährt der Lokführer den Zug, ohne durch Signale gesichert zu sein, ohne Fahrbefehl, nur auf Sicht und eigene Verantwortung in die Dunkelheit hinaus. „Lieber Gott, hab Erbarmen,“ bete ich.

Morgens um sechs Uhr, als mein Dienst zu Ende ist, löst mich meine Kollegin Herta vom Dienst ab. Auch sie ist der Ansicht, dass wir wie Soldaten auszuharren haben. Noch einmal gehe ich nach Hause. Kein Mensch zu sehen, nicht im Dorf Mattenau und in Hutmühle auch nicht. In meinem Elternhaus nehme ich den Koffer aus Sperrholz, den österreichische Panzergrenadiere angefertigt hatten, als sie Anfang 1941 wochenlang in den Dörfern Ostpreußens im Quartier lagen, bevor sie nach Russland ziehen mussten. In den Koffer lege ich ein großes Schwarzbrot und den geräucherten Schinken, den Mutter für mich dagelassen hat, für die kommende, ungewisse Zeit. Ich ziehe meinen grauen Wintermantel an, darüber den Eisenbahnermantel. Dann schreibe ich für meinen Vater, der nicht im Hause, aber auch noch nicht aufgebrochen ist, ein paar Zeilen zum Abschied, lege den Zettel auf den Tisch und mache mich wieder auf den Weg.

Nun stehe ich hier auf der Straße nach Mattenau. Von dieser Stelle aus kann ich mein Elternhaus noch einmal sehen. Hellgrün mit rotem Dach und kleinen Fenstern steht es da im Sonnenschein. Unsere Tiere kann ich von hier aus nicht entdecken. Vater hat die Stalltüren geöffnet, damit sie ins Freie können. Sie müssen dem Schicksal überlassen bleiben. Still nehme ich Abschied von meinem Elternhaus. Vielleicht ist es ein Abschied für lange Zeit. Dass es ein Abschied für immer sein wird, ahne ich damals nicht!

Mein Fahrrad mit dem Holzkoffer darauf, schiebe ich durch den frischgefallenen Schnee. In der Luft sind viele Flugzeuge. Sind es deutsche oder feindliche? ??? Ich weiß es nicht Ich habe Angst.? Ich bin allein. ?? Der Geschützdonner scheint sehr nahe zu sein. Ich werde zum Bahnhof gehen. Vielleicht gibt es dort noch eine Möglichkeit zur Flucht.

Ich komme zum Bahnhof Mattenau. Auf dem Bahnsteig sind fremde Eisenbahner. Sie sind zu Fuß die Gleise entlang gekommen. Ratlosigkeit ! Heute fahren keine Züge mehr. Wie soll es weitergehen? Wir müssen weg! ??? Schnell! ??? Das Grollen kommt näher. Nur fort, ehe die Russen hier sind! Aus dem Dienstraum kommt Herta. Der Bahnhofsvorsteher fühlt sich noch immer zum Bleiben verpflichtet. Der Morseapparat funktioniert noch, und darauf kommt jetzt eine überraschende Meldung: „Von der kleinen Station Birkenfeld, die zwischen dem brennenden Insterburg und unserem Bahnhof Mattenau liegt, kommt eine Lok mit einem angehängten, offenen Güterwagen. „Ist das die Rettung? Komm mit, Herta, komm!“ bitte ich meine Kollegin. Sie schwankt zwischen Pflichtgefühl und Angst. Dann holt sie ihre Aktentasche mit der leeren Kaffeekanne, zieht den Mantel über und ist zur Flucht bereit.

Im Güterwagen sind fünf Eisenbahner. Wir klettern zu ihnen hinein. Auch das Fahrrad und mein Koffer kommen mit. Es ist eisig kalt. Schon nach kurzer Zeit friere ich sehr. Ich habe zwei Mäntel übereinander gezogen, aber nur Halbschuhe an den Füßen. Ich besitze keine Stiefel.

Der Lokführer fährt langsam, vorsichtig! Die Schienen könnten von Partisanen beschädigt worden sein. Die Eisenbahnbrücke über den Fluss mag längst eine Zündladung tragen. Wir kommen etwa 30 km weit, bis zum Bahnhof Gerdauen. Weiter geht es nicht. Die russischen Truppen sind auch im Süden Ostpreußens durchgebrochen. Große Aufregung. ??? Was nun ? ??- Vor Kälte zitternd steigen wir aus dem Güterwagen. Das Fahrrad bleibt drin. Ein Zug steht da, überfüllt mit Frauen, Kindern, Alten und Soldaten. Es heißt, der Zug solle nach Königsberg fahren. Vielleicht können wir in Königsberg ein Schiff besteigen? Wir drängen uns in den Zug, fahren jetzt in Richtung Nordwesten. Bisher fuhren wir nach Süden. Feldpolizei sucht im Zug nach desertierten Soldaten. Vor einem Bahnhof bleiben wir stehen. Tiefflieger sind über uns und schießen auf den Zug. Ich drücke mich in die Ecke des Abteils. Halte die Hände über den Kopf ??Angst! ??? Ausgeliefert sein!

Nach Königsberg können wir nicht mehr. In der Innenstadt sollen schwere Kämpfe sein. Ostpreußen ist eingeschlossen. Der Kessel ist nur noch zur Seeseite offen. Die Nachricht berührt mich nur noch wenig. Resignation. ??? Übermüdung. Weichen werden umgestellt. Nun treibt uns der Krieg zur Ostsee hin, bis zum Bahnhof Braunsberg, weiter geht es nicht. Dahinter liegt das FRISCHE HAFF. Nur ein schmaler Landstreifen trennt das Haff vom Meer.

Im Bahnhof Braunsberg liegen wir mit vielen Menschen im kalten Wartesaal, Körper an Körper auf der blanken Erde. Ich fühle meine Füße kaum noch vor Kälte. Ein Stück von mir entfernt liegt ein älterer Mann. Er hat sich mit einem Federbett bedeckt. Ach, dürfte ich nur ein Weilchen meine Füße darunter stecken. Neben mir sehe ich Herta und eine andere junge Frau in Reichsbahnuniform. Sie heißt Gertrud. Sie will sich uns anschließen. Ich bin eingeschlafen. Plötzlich wieder der Ruf: „Wir müssen weg! Die Russen kommen!“ Es gibt nur den Weg über das Eis des Haffes. Viele Menschen strömen in dem Licht, das der Schnee gibt, zum Ufer. Links von uns, ? dort wo Frauenburg liegt, Geschützdonner. – Aus einem Lazarett kommen Soldaten mit Kopfverband, mit Krücken, auf Kameraden gestützt, – ein gespenstischer Zug.

Ich höre meinen Namen rufen. Es ist Gertrud. Ich hatte meinen Holzkoffer im Bahnhof stehen lassen. Sie hat ihn auf einen Postschlitten geworfen und kommt hinter uns her. „Das Brot „, sagt sie, „und der Schinken!“ Wie Menschen, die zusammengehören, bleiben wir nun zusammen. Die vier Männer aus dem Güterwagen, Gertrud, Herta und ich.

Auf dem Eis des Haffes liegt eine Schneeschicht. main, dort wo Königsberg sein mag, heller Himmel. Tiefes Grollen hinter uns.

Es wird hell. Das Eis ist voller Menschen, mit Bündeln, mit Koffern, mit Kindern auf dem Rücken. Hinter uns auch Pferdewagen. Kleine Panjewagen. Sie kommen wohl schon von weit her, in Ostpreußen hat man solche Wagen nicht. Dicht neben mir quält sich eine Frau mit einem Kinderwagen durch den gefrorenen, zertretenen Schnee. Über uns ist Sonnenschein und blauer Himmel. Auf dem Eis verstreut liegt zurückgelassene Habe der flüchtenden Menschen, Ballast, abgeworfen. Eine kleine Ruhepause. Wir öffnen den Koffer. Danke, Gertrud, dass du ihn gerettet hast. Wir müssen weiter. Gertrud legt einen eleganten Lederkoffer auf den Schlitten. Sein Inhalt besteht aus einer wertvollen Fotoausrüstung. Er stand herrenlos auf dem Eis. Mein Denken bäumt sich einen Augenblick dagegen auf. Das ist Kameradendiebstahl, oder etwas Ähnliches.

Ein Stück von uns entfernt fallen Bomben. Weiter! Weiter! Die Füße tragen mich. Die Gedanken sind wie in Watte gehüllt. Herta klagt. Ihre Füße sind so geschwollen. Sie kann nicht mehr laufen. Sie setzt sich auf den Schlitten und wird von uns gezogen. Plötzlich ein neuer Ton. Er läuft durch das Eis vor uns, verklingt, wie der Ton einer singenden Säge. Das Eis hat einen langen Riss bekommen. ??? Nur weiter! ??? Weiter! Darüber hinweg, ehe es bricht! Die Frau neben uns reißt ihr Kind aus dem Wagen, damit sie schneller laufen kann. Wir haben es geschafft! ??? Wir schauen nicht zurück.

Noch immer ist um uns die unendliche Eisfläche. Warum staut sich da vorn die Menschenmenge? Eine Fahrrinne für die Schiffe ist ins Eis geschnitten. Vier oder fünf Meter breit. Was nun? Wieder Ratlosigkeit. Wir sehen ein Schiff kommen, es ist der Eisbrecher.

Zufall oder Schicksal? Er hält dort, wo wir am Rande des Eises stehen. Wie ich in das Schiff gekommen bin, weiß ich nicht.
Eine kleine Treppe, ein warmer Raum, Schlaf der Erschöpfung. Der Eisbrecher bringt uns in einen Hafen. Wie heißt dieser Hafen?
Wir müssen aussteigen. ? Der elegante Koffer bleibt zurück.

Einer der Männer unserer Notgemeinschaft, Erich Kareseit, nimmt meinen Holzkoffer. In diesem Hafen liegt ein großer Dampfer. Aber Feldpolizei treibt uns zurück. Nur Mütter mit Kindern dürfen noch an Bord gehen. Wir entdecken einen Frachter. Vor seinem eisüberzogenen Aufgang drängen sich die Menschen. Auch dieses Schiff ist mit Flüchtlingen schwer überladen. Wir drängen uns hinauf Wo sind Herta und Gertrud geblieben? Unser Schiff legt ab. Das Deck ist eine einzige Eisfläche Immer wieder schwappt Wasser darüber und friert. Über uns kreisen Flugzeuge. Ein Mann der Besatzung ruft durch das Megaphon: „Wenn wir von Bomben getroffen werden und sinken, klammert euch an den Planken fest!“ Ich werde gleichgültig, gefühllos. Erich reibt meine Hände, die in Fausthandschuhen stecken. „Du darfst jetzt nicht einschlafen“, sagt er. Er zieht seinen Mantel aus. Umhüllt uns beide damit. Die Zeit bleibt stehen. Ich fühle nur Eiseskälte, Angst und zwei väterlich schützende Arme.

Irgendwann sind wir wieder in einem Hafen. Wir steigen aus. Hier ist noch Frieden. Rote?Kreuz?Schwestern verteilen heiße Suppe. Unter den vielen Menschen entdecke ich Herta und Gertrud. Wir müssen weiter. Bald sitzen wir im Abteil eines Zuges, der dann tagelang hinter einem Bahnhof auf dem Abstellgleis steht, ehe er nach Schwerin weiterfährt. In Schwerin finden wir ein Eisenbahnerheim, Doppelstockbetten und warmes Wasser. Ein großes Pappschild trägt die Aufschrift: „Keine nasse Wäsche auf die Heizung legen!“ Wir übertreten das Verbot. Eine Woche dürfen wir bleiben, dann müssen wir wieder weiter. An einem frühen Märzmorgen sitzen wir in einem Personenzug und sehen im grauen Morgenlicht die Trümmer von Hamburg. Dieses Bild erschüttert mich. Die Reichsbahndirektion in Altona entscheidet: Wir Frauen dürfen in Hamburg bleiben, die vier Männer müssen weiter nach Fehmarn.

Ja, Hamburg ist eine tolle Stadt für einen Wochenendtrip

Ein Städtetrip nach Hamburg

Wenn Sie auf der Ostseite des Hauptbahnhofs aus dem Zug steigen, werden Sie feststellen, dass die Straßen in diesem Bereich von Männern aller Art bevölkert sind, die einfach nur so herumhängen. Als Frau möchte ich lieber nicht alleine zwischen Bahnhof und Berliner Tor laufen, schon gar nicht mit Gepäck beladen. Zum Glück werde ich von meinen eigenen Männern, auch bekannt als meine Familie, begleitet.

Richtig, also überspringen wir diesen Teil der Stadt und machen uns schnell auf den Weg in die Altstadt, um ein wenig Sightseeing und Shopping zu betreiben. Hamburg hat immerhin die meisten Millionäre in Deutschland und das macht sich bemerkbar, die Innenstadt dient größtenteils als Spielwiese für die Superreichen mit luxuriösen Designläden und Haute-Couture-Boutiquen.

Altstadt

Die Altstadt konzentriert sich auf den Rathausmarkt. Hier befindet sich das Rathaus, das alte Rathaus und heute der Sitz der Hamburger Bürgerschaft. Auf dem gemütlichen Marktplatz herrscht ein reges Treiben mit Ständen und Straßenkünstlern.

Das Rathaus und das Parlament
Das mittelalterliche Rathaus beherbergt ein ausgezeichnetes Restaurant namens Parlament. Tatsächlich finden wir das Lokal so charmant, dass wir uns entschließen, zweimal dort zu speisen, was wir selten tun. Das Essen schmeckt gut, ist erschwinglich und das Personal ist freundlich.

Mit gefüllten Bäuchen ist es an der Zeit, den Rest der Altstadt zu erkunden.

Chilihaus

Ein weiteres bemerkenswertes Gebäude, das wir in der Altstadt sehen, ist das Chilihaus, das im Interbellum im Auftrag eines wohlhabenden Geschäftsmannes gebaut wurde, der sein Vermögen in Chile sammelte, daher der Name. Das Gebäude steht auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Das Chilihaus hat zehn Stockwerke und umfasst eine Fläche von 30.400 Quadratmetern, es gilt als eines der schönsten Beispiele expressionistischer Architektur des 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Das Gebäude beherbergt mehrere Geschäfte, Restaurants und Büros.

Sankt Pauli

Wer sich die Luxusgeschäfte in der Altstadt nicht leisten kann, für den gibt es immer noch Sankt Pauli, einen Stadtteil von Hamburg, der vor allem für seine 930 Meter lange, leicht schattige Reeperbahn bekannt ist.

Reeperbahn

Diese Straße ist das Synonym für das Hamburger Rotlichtviertel, abseits der „Gentlemen’s Clubs“ gibt es hier für Touristen und Bürger jede Menge andere Unterhaltung in Form von Bars, Kinos und Spielhallen.

Jüdischer Friedhof

Etwas abseits der Reeperbaan befindet sich der 400 Jahre alte jüdische Friedhof, die letzte Ruhestätte der einst größten jüdischen Gemeinde in Deutschland. Der Friedhof kann nur sonntags im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Hamburger Hafen

Vom Jüdischen Friedhof in der Königstraße sind es 600 Meter Fußweg bis zum Wasser. Der Hamburger Hafen ist in Europa nach dem Hafen von Rotterdam in den Niederlanden der zweitgrößte.

Fischauktionshalle

Eines der herausragendsten Gebäude in diesem Viertel ist die Fischauktionshalle, die Fischauktionshalle. Jeden Sonntagmorgen (früh!) kann man einer Versteigerung beiwohnen, den Rest der Woche dient das Gebäude als Veranstaltungsort.

Baumwall-Bahnhof Hamburg
U-Boot

Eine weitere Kuriosität, die Sie in diesem Bereich finden können, ist das (alte) russische U-Boot. Ein Besuch in diesem U-Boot gibt einen Einblick in die klaustrophobische Unterwasserwelt, die Marinesoldaten monatelang ertragen müssen.

Folgt man der Uferpromenade, gelangt man zum Highlight der Stadt, der Speicherstadt, die natürlich mit dem Hafengeschehen verknüpft ist.

Speicherstadt

Auf einer Insel in der Elbe liegt die Speicherstadt, ein großer Komplex von Lagerhäusern, die auf Holzpfählen gebaut sind. Die Speicher sind mehrstöckige rote Backsteinbauten mit Eingängen vom Wasser und vom Land. Die Gebäude sind mit Türmchen, Nischen und Terrakotta-Ornamenten versehen. Einer der ältesten Speicher ist der Kaispeicher B, heute dient er als Internationales Maritimes Museum.

Als erste Stätte in Hamburg erhielt er den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Ich fand es sogar so besonders, dass ich, wenn es nach mir gegangen wäre, tagelang in diesem Areal herumgelaufen wäre, um die Architektur zu bestaunen.

Leider muss ich nach Hause gehen.

Gut essen im Alter

Gesunde Ernährung ist in jedem Alter wichtig, wird aber in der Lebensmitte und darüber hinaus noch wichtiger. Neben der Gesunderhaltung des Körpers kann eine gesunde Ernährung auch der Schlüssel zu einem positiven Lebensgefühl und emotionalem Gleichgewicht sein. Aber gesunde Ernährung muss nicht mit Diäten und Verzicht verbunden sein. Vielmehr sollte es darum gehen, frisches, schmackhaftes Essen, gesunde Zutaten und das Essen in Gesellschaft von Freunden und Familie zu genießen.

Unabhängig von Ihrem Alter oder Ihren bisherigen Essgewohnheiten ist es nie zu spät, Ihre Ernährung umzustellen und Ihr Denken und Fühlen zu verbessern. Wenn Sie Ihre Ernährung jetzt verbessern, können Sie Folgendes erreichen

Länger und stärker zu leben. Eine gute Ernährung kann die Immunität stärken, krankmachende Toxine bekämpfen, das Gewicht in Schach halten und das Risiko von Herzerkrankungen, Schlaganfall, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Knochenschwund und Krebs verringern. Zusammen mit körperlicher Aktivität kann eine ausgewogene Ernährung auch zu mehr Unabhängigkeit im Alter beitragen.

Schärfen Sie Ihren Verstand. Der Verzehr von Obst, Blattgemüse, Fisch und Nüssen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, kann die Konzentrationsfähigkeit verbessern und das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung verringern. Grüner Tee, der reich an Antioxidantien ist, kann auch das Gedächtnis und die geistige Wachheit im Alter verbessern.

Fühlen Sie sich besser. Vollwertige Mahlzeiten können Ihnen mehr Energie geben und Ihnen helfen, besser auszusehen, was sich positiv auf Ihre Stimmung und Ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Es hängt alles zusammen – wenn sich Ihr Körper wohl fühlt, fühlen Sie sich innerlich und äußerlich glücklicher.

Bei gesunder Ernährung geht es um mehr als nur um Essen

Wenn Sie sich im Alter gesund ernähren, geht es um mehr als nur um die Qualität und Vielfalt Ihrer Nahrung. Es geht auch um die Freude am Essen, die sich erhöht, wenn man eine Mahlzeit mit anderen teilt. Gemeinsam mit anderen zu essen, kann genauso wichtig sein wie die Aufnahme von Vitaminen in die Ernährung. Eine gesellige Atmosphäre regt Ihren Geist an, macht die Mahlzeiten angenehmer und kann Ihnen helfen, Ihren gesunden Ernährungsplan einzuhalten.

Auch wenn Sie alleine leben, können Sie gesunde Mahlzeiten genussvoller gestalten, indem Sie:

Einkaufen mit anderen. Mit einem Freund einkaufen zu gehen, kann Ihnen die Möglichkeit geben, sich zu informieren, ohne mit Ihren Aufgaben in Rückstand zu geraten. Es ist auch eine gute Möglichkeit, neue Ideen für Mahlzeiten auszutauschen und bei Rabattaktionen wie „kaufe eins, bekomme das zweite zum halben Preis“ Geld zu sparen.

Kochen Sie mit anderen. Laden Sie einen Freund oder eine Freundin ein, die Verantwortung für das Kochen zu teilen – einer bereitet z. B. die Hauptspeise zu, der andere das Dessert. Mit anderen zu kochen kann eine lustige Art sein, Ihre Beziehungen zu vertiefen, und wenn Sie sich die Kosten teilen, kann es für Sie beide billiger werden.

Machen Sie die Mahlzeiten zu einem sozialen Erlebnis. Der einfache Akt, mit einem Freund oder einem geliebten Menschen am Esstisch zu sprechen, kann eine große Rolle dabei spielen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Versammeln Sie die Familie regelmäßig und halten Sie sie über das Leben aller auf dem Laufenden. Laden Sie einen Freund, Arbeitskollegen oder Nachbarn zu sich ein. Der Besuch einer Tagesstätte für Erwachsene oder die Teilnahme an einem Essensprogramm für Senioren kann ebenfalls sowohl Gesellschaft als auch nahrhafte Mahlzeiten für ältere Erwachsene bieten.

So stellen Sie eine gesunde Ernährung für Senioren zusammen

Der Schlüssel zu einer gesunden Ernährung liegt darin, sich auf ganze, möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel zu konzentrieren, die Ihr Körper im Alter braucht – Lebensmittel, die ihrer natürlichen Form so nahe wie möglich kommen. Unser Körper reagiert je nach genetischer Veranlagung und anderen gesundheitlichen Faktoren unterschiedlich auf verschiedene Lebensmittel, so dass es einiger Experimente bedarf, um die gesunde Ernährung zu finden, die für Sie am besten funktioniert. Diese Tipps sind ein guter Startpunkt:

Essen Sie viel Obst und Gemüse. Brechen Sie mit der Apfel- und Bananenroutine und greifen Sie zu farbenfrohen Früchten wie Beeren oder Melonen. Achten Sie auf 2-3 Portionen pro Tag. Wenn es um Gemüse geht, wählen Sie antioxidantienreiches, dunkles Blattgemüse wie Grünkohl, Spinat und Brokkoli sowie bunte Gemüsesorten wie Karotten und Kürbis. Machen Sie Gemüse appetitlicher, indem Sie es mit Olivenöl beträufeln, mit Ziegenkäse bestreuen oder mit Knoblauch oder Chiliflocken anbraten. Versuchen Sie, jeden Tag 2-3 Tassen davon zu essen.

Wählen Sie Kalzium für die Knochengesundheit. Die Aufrechterhaltung der Knochengesundheit im Alter hängt von einer ausreichenden Kalziumzufuhr ab, um Osteoporose und Knochenbrüchen vorzubeugen. Gute Quellen sind Milch, Joghurt, Käse oder milchfreie Quellen wie Tofu, Brokkoli, Mandeln und Grünkohl.

Wählen Sie „gutes Fett“, nicht „kein Fett“. Anstatt zu versuchen, Fett aus Ihrer Ernährung zu streichen, sollten Sie sich darauf konzentrieren, gesunde Fette – wie Omega-3-Fettsäuren – zu genießen, die Ihren Körper vor Krankheiten schützen und Ihre Stimmung und Gehirnfunktion unterstützen können.

Variieren Sie Ihre Proteinquellen. Mit zunehmendem Alter kann der Verzehr von ausreichend hochwertigem Eiweiß Ihre Stimmung verbessern, Ihre Widerstandskraft gegen Stress, Angstzustände und Depressionen erhöhen und Ihnen sogar helfen, klarer zu denken. Wenn Sie jedoch zu viel Eiweiß aus verarbeiteten Fleischprodukten wie Hot Dogs, Speck und Salami zu sich nehmen, kann dies Ihr Risiko für Herzkrankheiten, Krebs und andere Gesundheitsprobleme erhöhen. Variieren Sie Ihre Proteinquellen, anstatt sich nur auf rotes Fleisch zu verlassen, indem Sie mehr Fisch, Bohnen, Erbsen, Eier, Nüsse und Samen in Ihre Ernährung aufnehmen.

Heimabend bei den Jungmädeln von Elfriede Sindel

Christel, unsere Scharführerin, sah ihre Gefolgschaft fest an und eröffnete damit den Heimabend: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer! Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns! Das soll heute abend unser Thema sein. Ich zitiere einen Ausschnitt aus der Rede unseres Führers Adolf Hitler zum Heldengedenktag am 10. März 1940: Über Klassen und Stände, Berufe, Konfessionen und alle übrige Wirrnis hinweg erhebt sich die soziale Einheit des deutschen Menschen ohne Ansehen des Standes und der Herkunft, im Blute fundiert, durch ein tausendjähriges Leben zusammengefügt, durch das Schicksal auf Gedeih und Verderb verbunden. Unser Wille ist der Sieg der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft ! Daran möchte ich heute abend erinnern, an die Gemeinschaft unseres gesamten deutschen Volkes! Die ‚Volksgemeinschaft‘, merkt euch das gut! Unsere Soldaten kämpfen und sterben für Volk, Reich und Führer. Und wir in der Heimat sind die Volksfront, wir gehören zusammen wie eine ganz große Familie mit unserem Führer Adolf Hitler als Oberhaupt! Habt ihr alle das verstanden?“

„Jaaa!!!“ erscholl es begeistert aus fünfzehn Kehlen. Und aller Augen glänzten. Vor allem fühlten die sich geborgen und miteinander verbündet, denen es daheim an rechter Führung fehlte. Deren Ja war voll ehrlicher Begeisterung. Die Volksgemeinschaft – dafür lohnte es sich zu kämpfen und zu sterben! „Wer also nicht für den Führer ist, der ist gegen ihn! Wofür habt ihr euch entschieden?“ „Für Adje!“ anwortete jemand vorlaut. Einige Mädel kicherten. „Psch! Helga, steh‘ auf und sag‘ es bitte, wie du es gelernt hast, sonst kann ich dir nicht glauben.“

Helga stand stramm, d.h. sie schlug hörbar die Hacken zusammen, und preßte die Arme eng an den Körper, so daß die Hände fest an den Oberschenkeln lagen, zog Bauch und Po ein, streckte die Brust raus, machte einen steifen Hals, hielt die Luft an, bis sie dunkelrot anlief, und – fiel in sich zusammen, womit sie die ‚Rührt-Euch-Stellung‘ demonstrieren wollte. Dann holte sie tief Luft und leierte herunter, was sie meinte gelernt zu haben: „Ich bin für unseren Führer Adolf Hitler, den Führer des Dritten Reiches, Oberbefehlshaber aller Streitkräfte, oder so ähnlich, für die Deutsche Volksgemeinschaft, für die Heimatfront und all‘ dies…“ Pause. „Ganze…“ Pause, Luftholen und wieder Bauch rein, Brust raus und weiter. „Und für das Großdeutsche Reich von der Etsch bis an die Mernel, von der Wolga bis zum Rhein … Ja, so ähnlich…wohl.“ Sie ließ sich schlacksig auf ihren Stuhl fallen, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. Eine halbe Minute war es still im Raum. Helga war sehr groß und so dünn wie Fieten, und wie diese wusste sie auch nie, wohin mit ihren langen Armen und Beinen. Aber Christel musste für Disziplin sorgen. Und so sagte sie zu Helga: „Es muss heißen: ‚Von der Maaß bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.‘ Ich schlage dir vor, nach diesem Heimabend noch fünf Minuten zu mir in mein Büro zu kommen. Da trinken wir zusammen einen Tee.“

All‘ diese deutschen Volksgenossinnen wußten, was es bedeutete, von Christel auf einen Tee eingeladen zu werden. Angst hatten sie nicht. Christel blieb immer freundlich, jedoch bestimmt. Es sollte sich ja niemand ausgeschlossen fühlen wegen einer Unart oder gar erhaben über Helga! So etwas gab es nicht in der deutschen Volksgemeinschaft. Alle zogen an einem Strang, die gesamte Heirnatfront. Wer von den Jungmädeln sich jedoch dagegenstellte, wurde zum Volksfeind erklärt und mußte in die Erziehungsanstalt „Rauhes Haus“ eingewiesen werden. Ach nein, die war ja für die Jungen; Mädchen kamen in das Abendroth-Haus.

Volksfeinde waren: Das Schreckgespenst der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“, alle Gegner des germanischen Herrenvolkes, der neuen hierarchischen Ordnung der Gesellschaft und des Dritten Reiches. Ebenso bestimmte Bevölkerungsgruppen aus ethnischen, religiösen, politischen oder sozialen Gründen. Dies waren Volksfeinde und Volksschädlinge. Nur die Reinheit der arischen Rasse und die Zugehörigkeit zur Volksgemeinschaft schütze vor Verfallserscheinungen. So sei es zu hören und zu lesen, sagte Christel. Den Mädeln brummte der Kopf. Sie hätten mitschreiben sollen, um all‘ das zu behalten, was Christel ihnen heute abend beigebracht hatte.

Jedes Mädel bekam ein kleines Heft für zuhause. Auf dem Deckblatt war eine Volksgemeinschaft zu sehen: Kinder, Soldaten, Mädel und Jungen vom Reichsarbeitsdienst, junge Soldaten an der Flak und zwei Soldaten mit Gasmasken und Feuerwehrschlauch. Über dem Bild war zu lesen: „Führer, dir gehören wir“, und die Bildunterschrift lautete: „Die Zukunft kann uns nichts anderes bringen als den Sieg. Und wenn uns die Welt nach den Gründen fragt, so sagen wir: Weil uns der Herrgott unseren Führer gab“. Artur Axmann, Reichsjugendführer.

Zum Abschluß des Heimabends sagte Christel: „Arn Montag werden wir gemeinsam den Film ‚Kolberg‘ mit Christina Söderbaum ansehen, und nun singen wir „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ – zwei, drei und … Als sie geendet hatten, durfte Helga das Heim-Lied anstimmen : „Uns’re Fahne flattert uns voran, unsre Fahne ist die neue Zeit! Unsre Fahne führt uns in die Ewigkeit, uns’re Fahne ist mehr als der Tod „. Christel verabschiedete ihre Schar mit dem deutschen Gruß „Heil Hitler“, den diese schneidig erwiderte. Danach stürmten alle auseinander, denn sie mußten nun durch die dunkle, eisige Februar-Nacht nachhause laufen, immer in der Hoffnung, es noch rechtzeitig vor dem nächsten Luftangriff zu schaffen. Nur Helga mußte zurückbleiben, um das Ein-mal-eins der Volksgemeinschafts – Disziplin – zu lernen.

Hilfe für Senioren beim Umgang mit Geld und Finanzen

Viele Menschen machen sich Sorgen über die Fähigkeit der alternden Eltern und anderer Angehöriger, mit Geld und finanziellen Angelegenheiten umzugehen. Viele ältere Menschen brauchen Unterstützung aufgrund von:

  • geistigen Beeinträchtigungen
  • Sehbehinderungen
  • körperliche Beeinträchtigungen (wie Arthritis), die die Fähigkeit einschränken, Schecks auszustellen oder Dokumente zu unterschreiben
  • Verlust des Ehepartners, der sich um alle Finanzen gekümmert hat
  • bei Einwanderern: fehlende Englischkenntnisse oder mangelnde Vertrautheit mit Bank- und Steuerverfahren, und
  • erhöhte Anfälligkeit gegenüber Betrügern.

Wenn ältere Menschen nicht mehr mit den täglichen Finanzen umgehen können oder anfälliger für finanziellen Missbrauch werden, können die Folgen schwerwiegend sein. Ältere Menschen, die vergessen, Rechnungen zu bezahlen, könnten ihr Haus durch eine Zwangsvollstreckung verlieren, aus einer Wohnung vertrieben werden, die Abschaltung der Stromversorgung riskieren oder ihre Kreditwürdigkeit beschädigen. Diejenigen, die Opfer von Betrügereien werden, könnten um große Geldsummen betrogen werden oder ihr Haus verlieren.

In diesem Artikel werden informelle Methoden zur Unterstützung älterer Verwandter bei ihren finanziellen Angelegenheiten besprochen – einschließlich der Frage, welche Art von Hilfe benötigt wird, wie Sie das Thema mit Ihrem Verwandten ansprechen und wie Sie selbst Hilfe leisten können.

Manchmal braucht eine ältere Person einen Vormund oder Betreuer, der die Kontrolle über Finanzen und medizinische Entscheidungen übernimmt. Vormünder und Betreuer können Familienmitglieder oder andere Erwachsene sein, aber sie müssen vom Gericht bestellt werden. Um mehr über diese formelleren Methoden zur Regelung der Angelegenheiten einer älteren Person zu erfahren, lesen Sie den Nolo-Artikel Conservatorships and Adult Guardianships.

Beurteilen Sie die Situation

Der erste Schritt, um Ihren älteren Elternteil oder Verwandten bei der Geldverwaltung zu unterstützen, besteht darin, festzustellen, ob sie Hilfe benötigen – und wenn ja, wie viel Hilfe. Beginnen Sie damit, mit Ihrem älteren Verwandten zu sprechen. In manchen Situationen sind die finanziellen Bedürfnisse der älteren Menschen offensichtlich. Einige Senioren werden zugeben, dass sie Hilfe brauchen, und werden Ihre Unterstützung begrüßen. Andere werden darauf bestehen, dass sie ihre Angelegenheiten selbst regeln können, und werden sich daher gegen eine Einmischung wehren. Wenn Ihr Angehöriger in die letztere Kategorie fällt, Sie aber Anzeichen dafür sehen, dass Hilfe notwendig ist, stellen Sie einige Nachforschungen an.

  • Sprechen Sie mit den Ärzten, Freunden und anderen Familienmitgliedern Ihres älteren Verwandten. Was sagen diese über die geistigen Fähigkeiten Ihres Angehörigen? Haben sie Anzeichen von Verwirrung oder zunehmender Vergesslichkeit gesehen?
    Schauen Sie sich in der Wohnung Ihres älteren Verwandten um. Sehen Sie viele ungeöffnete Briefe, verstreute Rechnungen oder Stapel von Papieren? Kann der ältere Mensch Ihnen ein geordnetes Ablagesystem zeigen oder beschreiben, wie er sein Geld verwaltet?
  • Take a look around your elderly relative’s home. Do you see a lot of unopened letters, scattered bills or stacks of papers? Can the elderly show you an orderly filing system or describe how they manage their money?
    Gehen Sie das Scheckbuch, die Kreditkartenabrechnungen und die Kontoauszüge Ihres älteren Verwandten durch. Achten Sie auf alles, was ungewöhnlich ist, wie z. B.: doppelte Einträge für denselben Posten, fragwürdige Überweisungen, Überweisungen mit einem großen Geldbetrag, mehrere kleine Überweisungen, eine Änderung der Bankgewohnheiten oder Zahlungen an unbekannte Personen.
  • Go through your elderly relative’s checkbook, credit card statements, and bank statements. Look out for anything unusual, such as: E.g. duplicate entries for the same item, questionable transfers, transfers with a large amount of money, several small transfers, a change in banking habits or payments to unknown people.
    Bitten Sie den älteren Menschen um eine Erklärung für große Zahlungen oder Zahlungen an Ihnen unbekannte Personen oder Organisationen. (Oft gibt Ihnen die Erklärung des älteren Menschen selbst einen Eindruck von seiner Fähigkeit, seine eigenen finanziellen Angelegenheiten zu regeln).
  • Ask the elderly for an explanation for large payments or payments to people or organizations unknown to you. (Often times, the statement made by the elderly person himself gives you an idea of ​​his or her ability to manage his own financial affairs).
    Wenn der ältere Mensch die Hypothek, die Miete, die Nebenkosten oder andere monatliche Ausgaben per Scheck bezahlt, sehen Sie dann regelmäßige Einträge für diese Posten im Scheckbuch?
  • If the elderly person pays the mortgage, rent, utilities, or other monthly expenses by check, do you see regular entries for these items in the checkbook?
    Hat der ältere Mensch Kontomahnungen oder Briefe von Inkassobüros erhalten?
  • Has the elderly received account reminders or letters from debt collection agencies?
    Versäumt es der ältere Mensch, Rechnungen zu öffnen und zu bezahlen, Schecks einzulösen, Schecks aufzuzeichnen oder Einzahlungen aufzulisten?
  • Does the elderly fail to open and pay bills, cash checks, record checks, or list deposits?
    Fehlen Scheckbücher, Kontoauszüge oder andere Finanzdokumente oder sind sie schwer zu finden?
    Wirkt der ältere Mensch verwirrt oder vergesslich?
    Hat der ältere Mensch große Geldbeträge für Dinge wie Lotterien, Wettbewerbe oder Artikel aus dem Home-Shopping-Netzwerk ausgegeben?
  • Has the elderly spent large sums of money on things like lotteries, competitions, or items from the home shopping network?
    Hat der ältere Mensch ungewöhnlich hohe Spenden an wohltätige Organisationen oder andere Gruppen getätigt?
  • Has the elderly made unusually large donations to charities or other groups?
    Weiß der ältere Mensch, welche Bankkonten und Investitionen er hat?
  • Do the elderly know what bank accounts and investments they have?
  • Has the elderly been the victim of financial fraud – such as B. Telemarketing Scams, Investment
  • Scams, Identity Theft, or Predatory Lending?

Das Thema ansprechen

Es ist wichtig, das Thema der finanziellen Unterstützung mit Feingefühl anzusprechen. Vielen älteren Menschen ist es peinlich, dass sie nicht in der Lage sind, ihre finanziellen Angelegenheiten zu regeln. Andere haben Angst, dass sie durch den Verzicht auf die Kontrolle über ihr Geld ein großes Stück Unabhängigkeit verlieren. Manche glauben, dass Kinder oder Verwandte ihnen das Geld wegnehmen wollen.

Oft ist der beste Zeitpunkt, um über Finanzen für ältere Menschen zu sprechen, bevor Ihr älterer Elternteil oder Verwandter Hilfe benötigt. Sprechen Sie darüber, was passieren wird, wenn er oder sie Hilfe bei der Verwaltung der Finanzen benötigt, vereinbaren Sie einige „auslösende“ Ereignisse, die darauf hindeuten könnten, dass er oder sie Hilfe benötigt (z. B. der Erhalt von Kontomeldungen), und entwickeln Sie einen Plan, wie Sie beide zusammenarbeiten werden, falls und wenn dieser Zeitpunkt kommt.

Die Operation Gomorra Die roten Nächte der tausend Steine

Es scheint mir angebracht, zu Beginn ein paar einleitende Erklärungen zu geben. Natürlich ist mir und wahrscheinlich auch vielen anderen Deutschen klar, dass anderen Völkern unter dem Hitler-Regime furchtbare Schrecken widerfahren sind. Niemand kann sich davon völlig freisprechen. Was aber in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 über Hamburg hereinbrach, war in seiner Art einmalig: Die Bombardierung der Hamburger Bevölkerung war von langer Hand geplant und in ihren monströsen Folgen unvorhersehbar.1)

Der Zeitpunkt der Luftschutzwarnung in der Nacht des schrecklichen Feuersturms in Hamburg war 23:40 Uhr. Ein heißer Orkansturm fegte durch Hamburg und zerstörte Straßen und schleuderte alles, was nicht genietet oder genagelt war, durch die Luft…verkohlte Holzstücke, zerfetzte Kleidungsstücke, verbranntes Papier und Laub. Die Sonne war nicht zu sehen und ein 7 km hoher schwarzer Rauchpilz stand über der Stadt. Es war der 28. Juli 1943, der Tag, nachdem ein kolossaler Feuersturm durch die Straßen gewütet hatte, ein Feuersturm, wie ihn keine andere deutsche Stadt während des Krieges je erlebt hatte. Die Luftgeschwindigkeit über den Häusern betrug zeitweise 45m/sec, in 7 km Höhe waren es 60m/sec. In den Straßen, durch die der Feuersturm tobte, bogen sich die Wipfel der Bäume fast bis zum Boden. Dort tobte ein Orkan von extremer Wucht. Am Berliner Tor in der Wallstraße wurden Bäume mit einem Durchmesser von 30 cm einfach entwurzelt, und in anderen Straßen hatten die entwurzelten Bäume einen Durchmesser von fast 50 cm. Es wütete wie eine Art Windwirbel durch viele Straßen, und die Menschen, die dort hineinliefen, wurden im Nu verbrannt wie in einem glühenden Schmelzofen. Es blieb entweder ein kleines Häufchen Asche übrig oder man fand eine schwarze mumifizierte Gestalt, viel mehr blieb nicht übrig. Im Zentrum des Feuersturms wurde eine Temperatur von 800° C. gemessen. 2)

Das Bombardement begann für uns Hamburger mit all seinem Schrecken. Es gab Nächte, in denen wir uns gar nicht ausziehen konnten, da wir zwei- oder dreimal in den Luftschutzkeller gehen mussten. Der Koffer mit den wichtigen Papieren und den nötigsten Habseligkeiten blieb jedenfalls unten im Keller. An Schlafen war in solchen Nächten nicht zu denken, trotz der im Schutzraum aufgestellten Betten. Trotzdem war für viele, auch für mich, der nächste Tag ein Arbeitstag und wir mussten wieder zur Arbeit gehen. Jahrelang war unser Leben sicherlich von der Angst geprägt, von einer Bombe getroffen zu werden, von der Angst, auf etwas zu warten, das von oben kommen könnte. Trotzdem ging das Leben weiter, so gut es eben ging. Es gab noch Kinos, Konzerte und Theater, und niemand ahnte damals, dass im Sommer 1943 eine furchtbare Katastrophe über uns hereinbrechen würde. Sie war so entsetzlich und einmalig, dass wohl niemand, der sie überlebt hat, auch nach 50 Jahren dieses Inferno je vergessen wird. Es gibt auch heute noch viele Menschen, die darüber nicht sprechen können, so schrecklich war das Erlebnis.

1942, nachdem ich bei meiner Firma gekündigt hatte, begann ich als Sachbearbeiter im Kommissionsdienst in der Brinkman-Kaserne in Wentorf bei Hamburg. Da ich noch ledig war, musste ich mir, wie andere unverheiratete junge Mädchen, eine Beschäftigung als Wehrmachtshelferin suchen. Zu diesem Zweck verbrachte ich einige Ausbildungsstunden beim 10. Generalkommando. Wir sollten mit einer Einheit nach Oslo und später nach Narvik transportiert werden. Es war mir klar, dass kaum eine dieser Unternehmungen stattfinden würde. Es herrschte Krieg mit Norwegen und im Atlantik tobte der U-Boot-Krieg. Dabei hatte ich noch Glück. Zu dieser Zeit traf ich einen Freund wieder, mit dem ich schon seit unserer Zeit in den vier Jahren, in denen wir zusammen in einem Jugendorchester spielten, bekannt war. Meine Schwester und ich gingen in das „Haus Vaterland“ zu einem Tanz (mit Varieté). Wie es der Zufall so wollte, kam es zu einem Treffen und der Absicht „sich kennenzulernen“ und zu einer baldigen Verlobung und nach kurzer Zeit zu einer Heirat. Dadurch blieb mir die Versetzung mit der Wehrmacht nach Norwegen erspart.

Im Februar 1943 wurde unser erster Sohn Harald geboren. Leider erlebte er oft die häufigen Luftangriffe. Jedes Mal mussten wir den Kleinen im Kinderwagen aus dem zweiten Stock in den Luftschutzkeller transportieren. Wir waren noch sehr jung und das hat uns nicht gestört. Aber in der Nacht des schrecklichen Feuersturms war der Kinderwagen vermutlich die Rettung für das Baby! Ohne diese „Umhüllung“ für ein kleines Baby von 5 Monaten wäre unser Ältester heute nicht mehr am Leben.Um 23:40 Uhr in der Nacht des 27. Juli 1943 begann der Luftangriff, bekannt als Operation „Gomorra“. Es war der 142. Luftangriff. Luftangriff. Die Sirenen heulten, und kein Hamburger konnte in diesem Moment ahnen, welche Katastrophe ihn erwartete… Mein Vater war damals Kassenführer des NS-Wohlfahrtsverbandes und für die Abrechnung der Gelder aus Straßensammlungen zuständig. Außerdem war er bei Fliegeralarm für den Telefondienst in der Verwaltungsstelle in der Bankstraße zuständig.

In der Bankstraße gab es damals fast ausschließlich nur große, solide 4-stöckige Häuser. Die Bankstraße verlief parallel zur Danielstraße, in der wir bei meinen Eltern eine 2-Zimmer-Wohnung hatten, mit separaten Eingängen. Die Danielstraße gibt es nicht mehr; sie war nach dem Krieg um 6m erhöht worden…wie der gesamte Südhammerbrook.

Mein Vater blieb noch etwa eine Stunde mit uns im Luftschutzkeller, aber er hatte ein ungutes Gefühl und wollte seine „Pflicht“ nicht verletzen. Nachdem das Bombardement der britischen Flugzeuge nachgelassen hatte, ging mein Vater doch noch in die Banksstraße (er musste auch mal in den Rinnstein kriechen). Wir werden ihn nie wieder sehen! Unsere Eltern hatten gerade am 20. Juli, eine Woche vor dem Feuersturm, ihre Silberhochzeit gefeiert. Alle Blumen, hauptsächlich Rosen, schwammen in der Badewanne, die mit Wasser gefüllt war. Wir hatten schon viele Wochen vor dem Feuersturm eine furchtbare Hitzewelle ohne nennenswerten Niederschlag gehabt. Die Ratten tummelten sich in den ausgetrockneten Kanälen!Bis jetzt hatten wir das Fallen der Bomben rundherum, das Dröhnen der einschlagenden Bomben und das Zittern der Wände und der Böden überlebt. Jeder, der so etwas erlebt hatte, kannte die Merkmale einer herunterpfeifenden Bombe: Wann immer ein Mensch ein „Singen“ oder „Pfeifen“ hört, ist es egal, ob er sich in einem Keller oder in einem Wohnzimmer befindet, der Einschlag der Bombe ist in einiger Entfernung. Traurig wird es aber, wenn der Luftdruckknall wahrnehmbar ist (ganz unangenehm); dann fallen die Bomben direkt in der Nähe! Man hört kein Dröhnen, nichts! Nur diesen furchtbaren Luftdruckstoß; wie oft haben wir das erlebt!Zuerst bekamen wir nur etwas von dem furchtbaren Feuersturm ab ca. 2 Uhr mit, von dem wir im Luftschutzkeller des kleinen Hauses umgeben waren. Panik machte sich breit, als der Sauerstoff knapp wurde.

Das Licht brannte schon nicht mehr, die Kerzen als Notbeleuchtung hatten nicht mehr genug Luft zum Brennen, und es wurde unerträglich heiß. Mein kleines Baby wurde in seinem Kinderwagen mit einer nassen Wolldecke zugedeckt, damit es nicht erstickte. Gott sei Dank hatten wir noch einen Krug mit Wasser. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich hatte der Teufel von mir Besitz ergriffen…ich wollte noch einmal in unser Haus gehen! Vielleicht, dachte ich, könnte ich noch einige Dinge herausholen, wie Papiere, Fotos und solche Dinge. Aber als ich im Flur stand, knisterte schon die Decke, und ich wollte zum Schreibtisch meines Vaters im Wohnzimmer gehen, aber dort sah ich nur Feuer. Die lodernden und brennenden Vorhänge flogen in den Raum, die Fensterscheiben barsten und es zischte und krachte überall um mich herum. Die wenigen Schritte zum Schreibtisch, der am Fenster stand, konnte ich nicht bewältigen, meine Beine fühlten sich wie gelähmt an. Während ich aus der Wohnung stürmte, hatte ich nicht einmal einen Artikel aus dem Kleiderschrank geholt. Ich war in einer solchen Panik, dass ich so schnell wie möglich in den Schutzraum eilte. Die Straßen brannten bereits, der Feuersturm tobte nun durch alle Straßen! Wir erreichten gerade noch die Tür des Luftschutzkellers. In diesem Moment schnappte etwas in einem Nachbarn auf und, von Panik ergriffen, nahm er seine Bettdecke und wollte hinaus. Keiner von uns konnte ihn aufhalten. Wir sahen ihn noch, aber nur noch als lebende Fackel, vom Feuersturm getragen, durch die Luft fliegen“. Wir waren alle zutiefst schockiert darüber.Unsere Situation war zu diesem Zeitpunkt fast aussichtslos. Wir waren von Feuer umgeben und würden wahrscheinlich an Unterkühlung oder Kohlenmonoxidvergiftung sterben. Allmählich machte sich Verzweiflung in uns breit, und wir mussten über unsere Lage nachdenken. Abgesehen von dem Feuersturm, der von Brandbomben, Phosphor und Flüssigkeitskanistern ausging, und dem Orkan, der durch die Straßen tobte, stand gegenüber unserem Wohnhaus ein großer Holzbetrieb, der in der Feuerhölle für zusätzliche Gewalt sorgen würde. Es war eine Tatsache, dass dahinter der Kammer-Kanal lag, aber wie sollten wir den erreichen? Oder auf die andere Seite, auf die Straße namens Stadtdeich und die Oberelbe? Das war in diesem Moment eine Fata Morgana! Im letzten Moment kam ein Nachbar auf die Idee, einen lebensrettenden Ausbruch durch die halb versteinerte Mauer zu versuchen. Mein Mann erinnerte sich an eine spitze Spitzhacke, die in einer Ecke stand. Und das war unsere Rettung! Die Männer hämmerten ein Stück der Mauer heraus und wir testeten, ob der Kinderwagen durchpasst – und das tat er! Wir kamen am Stadtdeich heraus, aber in eine donnernde, lodernde Hölle. Die Straßen brannten, die Bäume brannten und waren mit den Wipfeln bis auf die Straße gebogen, brennende Pferde aus dem „Hertz“-Fuhrbetrieb liefen an uns vorbei, die Luft brannte, einfach alles brannte!

Der Orkan war so stark, dass wir kaum atmen konnten, und ich weiß noch heute, dass ich meiner Mutter zubrüllte: „Fall nicht hinunter!“. Unser Ziel war der Hafenschuppen an der Elbe, eine Entfernung von einigen hundert Metern. Wir erreichten ihn und warteten dort bis zum Morgen. Oben, auf dem Boden des Schuppens, brannten riesige Rollen Zeitungspapier, aber die Männer konnten sie löschen. Danach, gegen Morgen, ließ das Tosen des Feuersturms nach, und einige Männer wagten sich auf die Straße und fanden in der Danielstraße, wo ein einziges Haus stand, eine Sektkellerei(!), und brachten uns eine Flasche. Infolge der Hitze hatten wir einen unglaublichen Durst! Zum Glück konnte ich meinen Kleinen stillen, und ich hatte auch eine Flasche Milchnahrung und Babyunterwäsche unter der Matratze des Kinderwagens versteckt.Da der Feuersturm fast eine Stunde nach dem Alarm begann, wütete er etwa zwei bis drei Stunden lang, zwischen 1 Uhr und 4 Uhr morgens, durch die Straßen Hamburgs. Zwischen 4 und 5 Uhr morgens flaute er ab. Am folgenden Tag war der Himmel bis in den späten Abend schwarz. Hamburg war bis zu einer Höhe von 7 km mit einer schwarzen Rauchwolke bedeckt.

Gegen Morgen, als der Sturm nachließ, wagte ich mich mit einigen Frauen ein paar Meter auf die Straße, aber von „frische Luft schnappen“ konnte keine Rede sein. Überall brannten Häuser, selbst auf den Straßen war es unerträglich heiß! Trotzdem mussten wir weg von hier, und wohin, das war egal. In diesem Moment wurden wir Zeuge einer schrecklichen Sache: Wir schauten auf unsere Straße, die Danielstraße, die parallel zum Stadtdeich verlief und an der sogenannten „Sonnenburg“ endete, einer Straßenfront mit großen Balkonen und einem großen Restaurant im Erdgeschoss. Etwa 10 bis 15 Personen kamen aus der Ausgangstür, beladen mit Hausrat, Matratzen, Decken und so weiter. Genau in dem Moment, als sie ins Freie traten und fast in Sicherheit waren, stürzte die große, vier Stockwerke hohe Hausecke ein und begrub sie alle unter sich! Das ist ein Anblick, den ich nie vergessen werde!

Nichts war wichtiger, als wegzukommen: zum Wasser auf der Oberelbe am Stadtdeich, dann zur Anlegestelle für den Raddampfer aus Basedow. Die Elbe war übersät mit unzähligen Wrackteilen, aber kein Dampfer kam. Große Leichter, große offene Schiffe wie Lastkähne, kamen, und das war unsere Rettung! Und die Menschen kamen zu Hunderten aus Hammerbrook aus ,allen Richtungen, verbrannt, verwundet, hauptsächlich Frauen mit Kindern. Während wir noch darauf warteten, dass sich ein Feuerzeug füllte, kam ein Flugzeug und feuerte auf uns. Wir hatten Glück, denn der Angriff richtete sich auf einen Transportzug, der auf der nahen Elbbrücke unterwegs war, wahrscheinlich ein Truppenzug oder ein Gefangenenzug. Die Hälfte des Zuges stürzte in die Elbe!

Der Leichter sollte nach Lauenburg fahren, und was sich auf der Fahrt an Bord abspielte, ist kaum zu beschreiben. Es gab kein Verbandsmaterial, nur Papierbinden. Ich half einer jungen Mutter, ihr halb verbranntes Baby mit meiner behelfsmäßigen Mullwindel zu verbinden. Mehr konnten wir nicht tun. Sie kam aus dem dichtesten Hammerbrook-Hof und hatte beim Weglaufen ihre 5-jährige Tochter verloren, die von Trümmern lebendig begraben worden war. Die Frau und auch die anderen befanden sich alle in einem Schockzustand. Wir blickten noch einmal zurück auf unser kaputtes und geliebtes Hamburg, über dem sich ein riesiger Wolkenpilz ausbreitete, als wolle er sagen: Ich werde das ganze Grauen, das heute Nacht über Hamburg hereingebrochen ist, für immer zudecken! Es fällt mir immer noch nicht leicht, von diesem furchtbaren Ereignis zu erzählen, und doch befreit es mich in gewisser Weise von einer Last, die ich schon seit 50 Jahren mit mir herumtrage.

Das Zentrum des Feuersturms lag nun nur noch wenige hundert Meter von unserem zerstörten Stadtteil entfernt; etwa im Bereich Süderstraße/Grevenweg/Ausschlägerweg (meine alte Schule!). Es wurde geschätzt, dass in dieser einen Nacht 41.800 Menschen starben. Die Zahl der angreifenden britischen Flugzeuge betrug etwa 790. (Die Amerikaner griffen meist tagsüber an). Etwa 2230 hochexplosive Bomben und 325.000 Brandbomben wurden abgeworfen. Erst Anfang Oktober waren alle Brände endgültig gelöscht. Der gesamte Bereich Hammerbrook, einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile Hamburgs, war zum Sperrgebiet erklärt worden. Mehr als 90 % von Hammerbrook wurden zerstört.

Unser Leichter kam irgendwann in Lauenburg an und der ganze Steg und drum herum roch nach verbrannten Menschen; es war schrecklich! Die Lauenburger Bürger waren aufopferungsvoll mit ihrer Hilfe und nahmen Hunderte von verzweifelten Menschen auf. Wir wurden von einem netten Ehepaar aufgenommen, und zum ersten Mal konnten wir uns ausruhen und uns um mein Baby kümmern. Die Frau hat extra eine Torte gebacken, denn am nächsten Tag hatte ich Geburtstag… ich würde 24 Jahre alt werden. Leider konnte ich nichts davon bei mir behalten und als ich mich erbrechen musste, stand fest, dass ich wieder schwanger war. In dieser Situation eine niederschmetternde Erkenntnis! Bis heute weiß ich nicht, welcher Teufel mich besessen hat, ausgerechnet am nächsten Tag, meinem Geburtstag, dem 29. Juli, kehrte ich noch einmal in das ramponierte Hamburg zurück, um meinen Vater zu besuchen. Meine Mutter war mit Wäsche waschen beschäftigt, denn alles roch nach Rauch, und mein kleines Baby musste auch versorgt werden. Mein Mann konnte nicht mehr in seine Schuhe steigen, denn seine Fersen waren beim Löschen des Feuers in dem Loch, durch das wir gerettet worden waren, von Phosphor verbrannt worden.So machte ich mich allein auf den Weg und fuhr mit einem Feuerzeug nach Hamburg bis zum Stadtdeich. Und dann ging meine Suche los. Zuerst ging ich zurDanielstraße.Alles, wirklich alles, war eine einzige Trümmerlandschaft. Man konnte die Sonne nicht erkennen, der riesige Rauchpilz verdunkelte noch den Himmel, es war eine unheimliche Stille; fast gespenstisch. Und es war heiß, die Hitze kam aus den Kellern, ausgebrannten Häusern und aus höhlenartigen Löchern, wo Fenster gewesen waren. Es wäre viel besser gewesen, wieder umzudrehen.

Ich stand vor den Ruinen unserer ausgebrannten Häuser, dann wagte ich mich in den Luftschutzkeller. Seltsamerweise war die schwere eiserne Pralltür offen, die Tür, die wir in jener schrecklichen Nacht nicht aufbekommen hatten und die uns fast zum Verhängnis geworden wäre. Ich warf einen Blick in den kleinen Raum und mir standen die Nackenhaare zu Berge. Komplette hölzerne Stützpfeiler waren zu einem kleinen Haufen Asche verbrannt. Nicht durch Feuer, sondern durch die abnorme Hitze! Keiner von uns hätte diese Hitze überleben können, alle wären durch Kohlenmonoxid oder Unterkühlung zu Tode gekommen. Nach dieser schockierenden Erkenntnis machte ich mich auf den Weg zur Banksstraße, die parallel zur Danielstraße verlief. An der Ecke Amsinckstraße/Lippeltstraße traf ich zufällig einen Kollegen meines Vaters; für mich war das wie ein Wunder. Er gab mir wieder etwas Hoffnung; es bedeutete, dass außer ihm noch einige andere aus dem Luftschutzkeller gekommen waren und zur Moorweide, dem großen Sammelplatz für Ausgebombte am Dammtorbahnhof, gegangen waren. Also, weg war ich! Doch was mir so leicht erschien, war ein absoluter Horror. Schon auf der Banksstraße wurde mir ängstlich bewußt, daß der heiße Sturm noch immer leichtes Holz und Papier und andere Dinge durch die Luft blies.

Mitten auf der Straße stand ein verbranntes Feuerwehrauto, und am Bordstein lagen die verkohlten, unkenntlichen, geschrumpften Überreste von Menschen…es war schrecklich! Zum zweiten Mal in meinem Leben rettete mich ein glücklicher Zufall aus einer ähnlichen Situation. Ich ging auf die rechte Seite der Straße, den Bahndamm entlang. Im gleichen Moment stürzte das vierstöckige Gebäude, in dem unser Hausarzt, Dr. Reuter, seine Praxis hatte, mit gewaltigem Getöse bis zur Straßenmitte ein. Wäre ich auf der linken Straßenseite gegangen, hätten mich meine Verwandten nie mehr gefunden. Niemand weiß, wie viele Leichen oder Leichenteile unter diesem Gebiet liegen, zumal hier nach dem Krieg ein 6 m hoher Trümmerhaufen abgelagert wurde. Hammerbrook war wochenlang ein Sperrgebiet. Diesen Schrecken musste ich erst einmal verdauen; meine Knie wurden ganz schwach und es wurde schwierig, weiterzugehen. Und doch schaffte ich es bis zur Mönckebergstraße, Hamburgs Hauptgeschäftsstraße im Zentrum der Stadt. Überall waren Ruinen und Verzweiflung, umherirrende Menschen; es war ein deprimierender Anblick. Auf der Höhe des Karstadt-Kaufhauses musste ich eine Pause einlegen; weiter ging die Straße jedenfalls nicht, denn mitten auf der Fahrbahn klaffte ein riesiger Bombenkrater.

Also setzte ich mich erschöpft auf die Stufe eines Ladens, oder was von dem Laden übrig war, und musste weinen. Ja, die Tränen liefen mir über die Wangen…so sieht unsere ehemals schöne Stadt Hamburg aus! Diese Erkenntnis war so schmerzhaft, so hoffnungslos, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, jemals wieder durch schöne, anständige Straßen gehen zu können.Aber ich wollte unbedingt meinen Vater suchen und hoffte immer noch, dass ich ihn finden würde. So kam ich über den Jungfernstieg, den schönen Alsterpavillion, der eine riesige ausgebrannte Ruine war, bis zur Moorweide am Dammtorbahnhof. Auf dem Platz war eine riesige Menge verzweifelter Menschen, die auf einen Transport warteten, entweder nach Schleswig Holstein, in den Süden, oder noch weiter weg. Sie standen da, schlurfend mit ihren letzten Habseligkeiten, mit Kisten auf Karren und Bündeln von Bettzeug auf Fahrrädern; sie hatten alles verloren, so wie ich. Unter ihnen hatten sich riesige Berge von Brot aufgebaut, auch Butter und andere Lebensmittel. Welch ein Wahnsinn, die Butter war in der Hitze geschmolzen! Und in diesem Gewühl von Tausenden von Menschen wollte ich meinen Vater finden. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie ich nach einiger Zeit feststellte. Also machte ich mich auf den Rückweg, zurück durch die zerstörten Häuser und Straßen. Am Nachmittag, besiegt, kam ich mit dem Feuerzeug wieder in Lauenburg an.

Was sollte nun aus uns werden; wohin sollten wir gehen; wie kann das Leben weitergehen? Fragen der Verzweiflung und Unsicherheit türmten sich auf. Aber wie so oft in meinem Leben kam uns auch hier das „Schicksal“ zu Hilfe, wie bei vielen anderen Menschen auch.

Nachtrag:

Ich habe das Gefühl, dass die folgenden Ausführungen und Gesichtspunkte ein wenig dazu beitragen können, den Lesern unter Ihnen, die sich das selbst nicht mehr vorstellen können, die nötigen Ratschläge zu geben, damit niemand mehr den Wunsch hat, sich nach dem Dritten Reich zu sehnen! Wer dennoch, aus welchen Gründen auch immer, davon überzeugt ist, dass er es für wünschenswert hält, wieder einen „Führer“ wie Hitler zu vergöttern, der hat entweder diese Epoche nicht erlebt oder er hat aus dieser Epoche generell nichts gelernt.

Auszug aus dem Buch „Hamburg, Juli 1943 von Martin Middlebrook“; Seite 99 bis 100.
An einem Morgen zu Beginn der 90er Jahre wurde in London ein Denkmal „für herausragende Verdienste“ für Sir Arthur Harris, Air Chief Marshall der Royal Air Force Großbritanniens, enthüllt. Es besteht kein Zweifel, dass Sir Arthur Harris an diesem Morgen nur ein Hauptziel hatte…Hamburg. Glücklicherweise hat ein sehr wichtiges Dokument den Krieg überlebt. Es handelt sich um einen Brief vom 27. Mai 1943 von Harris an die Kommandeure seiner sechs Bombergruppen, in dem er seine Absichten erläutert.

STRENG GEHEIM: Bomber Command Operation Orders, No.173. Ausgegeben am 27. Mai 1943.
1) Die Bedeutung Hamburgs, der zweitgrößten Stadt Deutschlands mit eineinhalb Millionen Einwohnern, ist bekannt und braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Die totale Zerstörung dieser Stadt würde durch die Verringerung der industriellen Kapazität der gegnerischen Kriegsmaschinerie immense Auswirkungen haben. Dies würde, zusammen mit der Wirkung auf die deutsche Moral, die im ganzen Lande zu spüren sein wird, eine sehr wichtige Rolle bei der Verkürzung des Krieges und damit bei dessen Sieg spielen.

2) Die „Schlacht um Hamburg“ kann nicht in einer einzigen Nacht gewonnen werden. Es wird geschätzt, daß mindestens 10000 Tonnen Bomben erforderlich sein werden, um die Auslöschung zu vollenden. Um die maximale Wirkung der Luftangriffe zu erzielen, muß die Stadt einem kontinuierlichen Angriff ausgesetzt werden.

3) Beteiligte Streitkräfte. Die Kräfte des Bomberkommandos werden aus allen schweren Bombern der einsatzfähigen Staffeln und den mittleren Bombern bestehen, vorausgesetzt, es herrscht ausreichend lange Dunkelheit, um ihre Teilnahme zu ermöglichen. Es ist zu hoffen, daß schwere Tagesangriffe, durch das 8. Bomber Command der Vereinigten Staaten von Amerika, den Nachtangriffen vorausgehen bzw. folgen werden

.4) Zweck: Hamburg zu zerstören.Auszug aus dem Buch „Hamburg, Juli ’43“, von Martin Middlebrook. Aus dem Schutzumschlag des Buches: „Der verwundbare Punkt in der deutschen Bevölkerung während des Krieges ist die Moral der Zivilbevölkerung gegenüber Luftangriffen… Solange diese Moral nicht gebrochen ist, wird es nicht möglich sein, Landstreitkräfte auf dem europäischen Festland mit Aussicht auf Erfolg zu platzieren.“ So fasste Air Marshal Sir F.A.Portal, einer der Strategen des britischen Bomber Command, die Gründe für die Angriffe auf die zivilen Ziele in den dicht besiedelten deutschen Städten zusammen. In vier Nächten, in der Zeit vom 24. Juli bis zum 3. August 1943, war Hamburg das Ziel erfolgreicher Luftangriffe von Bombern auf eine deutsche Stadt. In der „Schlacht um Hamburg“ wurden 45000 Menschen getötet, darunter 22500 Frauen und 4500 Kinder. Allein in der Nacht vom 27. zum 28. Juli, der Nacht des großen Feuersturms, wurden 40000 Menschen getötet. „Im Zentrum dieser ‚Feuerhölle‘ herrschte eine Temperatur von 800 º C. Die Luft wurde mit großer Geschwindigkeit aus allen erreichten Richtungen durch die Kraft des Orkans gesaugt. Das war der Feuersturm.

Auszug aus dem Buch, „Hamburg, Juli ’43“, von Martin Middlebrook; Seite 306, erzählt von einem Besuch von Anne Lies Schmidt in Hammbrook, um ihre Eltern nach dem „Feuersturm“ zu finden : Ich ging zu Fuß weiter in das Grauen hinein. Niemand durfte die zerstörte Gegend betreten. Ich glaube, dass angesichts solcher Opfer der Wille zum Widerstand wächst. Wir kämpften mit dem Kommandanten der Straßensperre und kamen durch. Mein Onkel wurde verhaftet.Vierstöckige Wohnhäuser, bis in die Keller, nur noch ein glühender Steinhaufen. Alles war geschmolzen und schob die Leichen vor sich her. Frauen und Kinder verkohlt bis zur Unkenntlichkeit. Halb verkohlte Körper, von erkennbaren Überresten von Menschen, die an Sauerstoffmangel gestorben waren. Gehirne quollen aus geplatzten Schläfen, Eingeweide hingen unter den Rippen hervor. Der Tod dieser Menschen muss furchtbar gewesen sein. Die kleinsten Kinder lagen wie gebratene Aale auf dem Straßenbelag; im Tod, ihre Gesichtszüge zeigten noch, wie sie gelitten hatten, mit ausgestreckten Händen, um sich vor der erbarmungslosen Hitze zu schützen. Ich hatte keine Tränen mehr. Meine Augen wurden größer und größer, aber mein Mund blieb stumm.

2) Auszug aus dem Buch, „Feuersturm über Hamburg“, Seite 271 bis 273. Nach dem Krieg wurde der Wetterfaktor bezüglich des Hamburger Feuersturms untersucht, insbesondere von den Amerikanern Horatio Bond und Ch. H. Ebert. Nach Meinung von Ebert wurde die Entwicklung des Feuersturms zusammen mit einer ausgeprägten Zyklonspinnerei durch folgende anfangs vorherrschende Wetterbedingungen ermöglicht:

3) Das lange Bestehen eines stagnierenden Hochdrucksystems, durch das die intensive Strahlung der Sonne die Stadtzone in außergewöhnlicher Weise aufheizen konnte.

4) Der lange, ununterbrochene, sehr niedrige Wert der relativen Luftfeuchtigkeit, mit einer ungewöhnlichen Austrocknung aller brennbaren Materialien, die Folge davon war… Nach einer überschlägigen Berechnung von H. Bond heißt es, dass während der ca. sechs Stunden des Feuersturms etwa unglaubliche 2 Milliarden Tonnen Frischluft durch diesen „Ofen“ verbraucht worden seien. Nur 4 % dieser Zugluft könnten allein durch die Hitze des Feuers angesaugt worden sein, gegenüber den 96 % „Zugluft“, die durch die abnorme Wetterlage zugeführt wurden. Hamburg hatte das Pech, dass der Luftangriff ausgerechnet in dieser Nacht und zu dieser Zeit kam. Ein Feuersturm von solcher wetterbedingten Wirkung wäre nicht möglich gewesen, wenn der Angriff vor oder nach dieser Nacht gekommen wäre. 56 Hektar groß war die Fläche von Hammerbrook, die im Feuersturm verbrannte und fast vollständig zerstört wurde. Um eine Aussage über die Gefahr eines Feuersturms treffen zu können, wurde nach dem Krieg ein Untersuchungsbericht über die Bebauungsdichte und Brandgefahr in dem zerstörten Gebiet erstellt. Vor dem Luftangriff lebten in dieser Region 27.440 Menschen, nach dem Angriff waren es nur noch 66 Menschen! Die meisten Menschen wurden wahrscheinlich auf der Flucht auf den Straßen in den Strömungen der heißen Luft des „Feuertornados“ getötet. Dafür spricht auch die Zahl der geborgenen Toten: bis zum 9. September 1943 waren es 26.409, die vor allem auf den Straßen und Plätzen gefunden wurden. Die systematische Öffnung der Luftschutzbunker erfolgte erst später, nach dem Abkühlen der Trümmermassen. Hans Brunswig schreibt in seinem Buch weiter, dass die letzten Brände des Feuersturms erst Anfang Oktober gelöscht wurden!