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Archiv für den Monat: September 2020

Hautpflege: Warum es wichtig ist, sich um Ihre Haut zu kümmern

Eine gute Pflege Ihrer Haut ist für mehr als nur Ihr Aussehen wichtig. Als das größte Organ, das Sie haben, ist Ihre Haut wesentlich für Ihre allgemeine Gesundheit. Wenn Sie sich um sie kümmern, kann sie helfen, sich um Sie zu kümmern. Deshalb ist es so wichtig, eine gut durchdachte Hautpflegeroutine zu haben. Es ist die Zeit und Energie wert, die Sie für die tägliche Pflege Ihrer Haut aufwenden.

Hautpflege ist Teil eines gesunden Lebensstils

Wer sich morgens und abends die Zeit nimmt, sein Gesicht zu waschen, trifft mit größerer Wahrscheinlichkeit auch im Laufe des Tages gesunde Entscheidungen. Die Hautpflege kann mit einer gründlichen Mund- und Haarpflege kombiniert werden. All diese Dinge können Sie dazu motivieren, sich besser zu ernähren und mehr Sport zu treiben. Das alles führt zu einem glücklicheren, gesünderen Menschen.

Es ist eine ziemlich bekannte Tatsache, dass Sie sich besser fühlen, wenn Sie besser aussehen. Eine tägliche Hautpflegeroutine hilft Ihnen, Ihr bestes Aussehen zu bewahren und sich in der Welt von Ihrer besten Seite zu zeigen.

Vorbeugen ist einfacher

Wenn es um Hautpflege geht, steht es außer Frage, dass Vorbeugung einfacher ist, als ein Problem zu beheben. Dinge wie das Tragen von Sonnenschutzmitteln, das tägliche Waschen des Gesichts und die Verwendung einer guten Feuchtigkeitscreme können invasive Behandlungen verhindern. Nachlässigkeit kann zu vielen vermeidbaren Problemen führen.

Eine schöne Haut im Alter zu haben, bedeutet, das ganze Leben lang kluge Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie jetzt das Richtige tun, kann Ihnen das später helfen, während eine falsche Hautpflege lebenslange Auswirkungen haben kann.

Die Haut schuppt sich täglich

Auch wenn Ihre Haut heute strahlend schön ist, gibt es keine Garantie dafür, dass dies auch morgen noch der Fall sein wird. Das liegt daran, dass Ihre Hautzellen täglich abgestoßen werden. Die Haut, die in der Zukunft zum Vorschein kommt, kann stumpf und voller Unvollkommenheiten sein, wenn Sie nicht die richtige Hautpflege verwenden.

Die Haut eines jeden Menschen ist anders

Sie kennen vielleicht Leute, die sich etwas Wasser ins Gesicht spritzen und gut ist. Das mag für sie gut funktionieren. Tatsache ist jedoch, dass jeder Mensch anders ist und die meisten Menschen mehr tun müssen, um ihre Haut gesund zu erhalten. Sie haben wahrscheinlich eine gute Vorstellung davon, was Sie tun müssen, um Ihre Haut in Bestform zu halten. Wenn Sie nicht genau wissen, welchen Hauttyp Sie haben, ist es wichtig, das herauszufinden.

Feuersturm in Hamburg 1943 Erinnerung einer damals Vierzehnjährigen von Elfriede Sindel

Heute wissen wir: In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 wurde die mittelenglische Stadt Coventry elf Stunden lang von der deutschen Luftwaffe bombardiert und weitgehend zerstört. 400 Flugzeuge warfen 500 Tonnen Bomben und Landminen sowie 30.000 Brandbomben ab. Mehr als 500 Menschen wurden getötet, etwa 1000 schwer verwundet. 46.000 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die Nazi-Propaganda erklärte die Zerstörung Conventrys zum Modell: “ Coventrieren“ werde man die Städte der Feinde.

24./25. Juli 1943. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag gab es einen der seit Monaten befürchteten schweren Angriffe vonseiten der Alliierten. Die ganzen letzten Wochen über war schon die Rede davon gewesen, daß Hamburg demnächst in Schutt und Asche gelegt werden solle. Nun war es soweit. Pausenlos, ununterbrochen das Brummen der Motoren über ihren Köpfen, das zwischen den Einschlägen zu hören war. Ganz nah der Erde schienen sie zu fliegen. Die Vierlings-Flak donnerte dazwischen. Buchstäblich ein Höllenlärm. Das Haus vibrierte, wurde hochgehoben und schwankte. Die Menschen bebten und gingen ganz tief in die Knie, die Arme über dem Kopf haltend. Sie waren als Letzte in den Keller gegangen. Wo waren die Großeltern? Gut, daß Ännchen das nicht miterleben muß. Sie ist gut aufgehoben in der Heide!

War Hamburg nicht schon nach der ersten halben Stunde in Schutt und Asche gelegt worden? Nein? Nein! Die Bomber hatten ihr Werk noch nicht beendet! Weiter und weiter Krachen und Brummen, keine Luft mehr, nur nahe am Boden. Da war es auch nicht so heiß. Unten bleiben und abwarten! Aber auf dem Sprung sein, falls das Haus über einem einstürzte. Damit sie nicht verschüttet würden wie die Leute im Tieloh in Barmbek. Wie es wohl oben aussah- Buttje? Was machte der ? Plötzliche Stille, aber noch keine Entwarnung. Langsam richten sie sich auf, lassen sich auf die Bänke fallen, falten die Hände im Schoß und senden Bittgebete gen Himmel. Sie allesamt. Ob sie jemand erhört? Oder setzen die Alliierten ihr Vernichtungswerk gleich fort?

Beinahe ungläubig hörten sie die Sirenen Entwarnung geben. Würden sie wiederkommen? Sollten sie nach oben gehen? Oder gleich sitzenbleiben? Einige waren schon aus dem Keller gestürmt. „Das Haus steht noch, die ganze Straße! Es brennt, aber nicht bei uns! Die Fensterscheiben sind ‚raus!“ Auf ihrem Weg aus dem Keller nach oben schrieen die, welche hinausgerannt waren, durcheinander. Der Rest folgte langsam und noch ganz benommen. Tatsächlich, das Haus war stehengeblieben. Wie durch ein Wunder. Vom Balkon aus konnte man beobachten, daß in der Süderstraße selbst, jedenfalls in ihrer Nähe, alles stand. Rundum dunkle Kulissen gegen hellen Feuerschein. In dieser Nacht kamen sie nicht wieder. Es hatte Barmbek schwer getroffen. Lag nach Altona nun auch Barmbek in Schutt und Asche? Wieviele Menschen mögen dabei umgekommen sein?

Am Morgen wurde es nicht hell. Dicke Rauchwolken verdunkelten den Himmel. Fieten hatte Angst. Sie wollte zuhause bleiben, aber der Vater bestand darauf, daß sie zur Arbeit gehe. Zur Arbeit? Nach der Schulentlassung zu Ostern hatte die Vierzehnjährige ihr „Pflichtjahr“ abzuleisten im Haushalt eines Autoverwerters. Ihre Mutter solle sie heute begleiten, und sie sollten sich schützen vor dem Qualm und den herumfliegenden Fremdkörpern. Sie nahmen nasse Handtücher mit. Es war schwer, zum Hammerweg zu gelangen. Die Häuser in ihrer unmittelbaren Nähe waren verschont geblieben, aber bereits in den nächsten Querstraßen ab Grevenweg, Luisenweg, und schlimmer zur Hammer Landstraße hin, brannten noch mehrere. Sie mußten große Umwege machen. Die Feuerwehr hatte den Zugang zu vielen Straßen abgesperrt.

Als sie gegen zehn Uhr im Hammerweg anlangten, war es immer noch dunkel. Hier war noch einiges heil geblieben, die Seite mit den ungeraden Nummern jedoch schwer beschädigt, so auch das Haus des Herrn Hingst, Fietens Arbeitgeber. Den ganzen Tag über kamen Ausgebombte an die aus den Angeln gerissene Haustür und baten um Trinken und Essen. Die Türen der unbeschädigten Häuser blieben verschlossen, aber vor der Nummer 13 sahen die Flüchtlinge Menschen, die man ansprechen und um das Nötigste bitten konnte.

Tagsüber wurden die Angriffe andauernd fortgesetzt. Trotzdem – sie gingen nicht in den Keller, sondern räumten, so gut sie konnten, den gröbsten Schutt aus dem Haus, wobei die Mutter sich Mühe gab zu helfen. Allein mochte Mutter nicht wieder nachhause gehen. Es war so dunkel, und das elektrische Licht brannte auch nicht. Aber sie hatten Wasser! Sie konnten überleben! Die Freude darüber war plötzlich für einen Augenblick unnatürlich heftig über sie gekommen. „Wir haben Wasser! Wir haben Wasser!“, riefen sie sich zu und schaufelten mit neuen Kräften die Trümmer aus dem Weg, damit die Bedürftigen leichter an die großen, frisch gefüllten Wassereimer gelangen konnten. Viele Frauen hatten sich Kopftücher umgebunden, aber die Kleider waren schmutzig, wenn nicht sogar zerrissen. Einige Frauen riefen nach ihren Kindern, und Kinder nach ihren Müttern. Die Kinder mit ihren kleinen, von Ruß und Tränen verschmierten Gesichtern wurden in einer Gruppe zusammengehalten, so daß die Mütter es leichter hatten, die Kleinen zu finden. Gegen Mittag waren alle Kinder abgeholt, keines saß mehr da und weinte. Fieten hatte aus dem Keller viele Gläser Eingemachtes geholt, was Klein und Groß mit Heißhunger verschlang, vor allem das Obst. Aber manche stopften auch Brot und kaltes Bohnengemüse in sich hinein und tranken die gesalzene Brühe.

Ein Mann kam zu ihnen ohne Schuhe und Strümpfe und mit schief hängender Krawatte über der derangierten Kleidung. „Vater! Gesa!“, schrie er, und immer wieder „Vater, Gesa, wo seid ihr?“ Er brüllte und weinte in einem. Fieten bot ihm Wasser und Brot an, aber er winkte ab und rannte schreiend weiter. Ohne Strümpfe und ohne Schuhe, mit blutigen Füßen, mitten durch herumliegende scharfkantige Dachziegel, Mauerbrocken mit herausragenden Eisendrähten, verbogene Rohrleitungen und Glasscherben. Konnte ihn körperlicher Schmerz denn gar nicht mehr erreichen? Hatte er keinen Durst?

Bei jedem Alarm schauten sie nach oben, und wenn sie Flugzeuge über sich hörten und sahen, legten sie sich auf den Boden oder rannten einfach nur in den Hausflur. Die Zeit war knapp, und mußte genutzt werden, um all die ausgebombten Nachbarn zu versorgen. Im Laufe des Tages wurde aus der gegenüberliegenden Schule ein Flüchtlingsheim. Der Andrang war groß. Alles, was aus den Trümmern geborgen werden konnte, wurde hier hineingebracht. Federbetten, Kleinmöbel, Zinkwannen und viele, viele Koffer. Die Menschen rannten hin und zurück, um zu retten, was zu retten war vor den Plünderern.

Am Nachmittag kamen Tiefflieger und immer wieder Tiefflieger. Das hatte noch gefehlt, sie restlos zu entnerven! Kopflos geworden, ließen die Fliehenden Betten, Koffer, Kisten und Karren stehen und flüchteten in den nächsten Hauseingang, in den Schatten einer Ruine, oder sie warfen sich einfach flach auf den Boden. Mütter bedeckten ihre Babys mit dem Körper. Manchmal, wenn der Tumult einen Augenblick abklang, hörte man das Wehklagen eines Babys, weil der durchlöcherte Körper seiner Mutter zu schwer und zu lange auf ihm gelastet hatte. Es war ein heilloses Durcheinander von Fliehenden, die nicht wussten, wohin, vom Schreien und von knatternden Bordkanonen. Wohl niemand, der hier nicht dabei war, würde sich diese Hölle vorstellen können.

Herr Hingst, der Mutter zwischenzeitlich nach Hause gebracht hatte, kam wieder im durchgeschwitzten Hemd mit zerrissenen Hosen und zerschlissenen Schuhen. Seinen vormals schon speckigen Hut, gewissermaßen sein Markenzeichen, hatte er unterwegs verloren. Er habe die Mutter heil abgeliefert, sagte er. Der Vater würde Fieten später abholen, er habe wieder zum Einsatz gemusst. Fieten war beruhigt und konnte nun noch einmal in der eingetretenen Stille über den Tagesablauf nachdenken. Sie wollte auf ihrer Armbanduhr nach der Zeit sehen, aber sie hatte sie verloren. Es war wie sinnbildlich, sie hatte Uhr und Zeit verloren. Aber sie hatte überleben dürfen. Geschenktes Leben! ‚Lieber Gott, ich danke Dir, und ich hoffe, dass ich heute genügend Haltung bewahren konnte. Verzeih mir bitte, wenn es nicht immer geklappt hat.‘

Fünf Uhr war es geworden, der Vater war gekommen. Langsam lichtete sich der Himmel, so dass sie wie in der Dämmerung zusammen nachhause gehen konnten. Fünf Uhr nachmittags am Sonntag, dem 25. Juli 1943. Überall dasselbe Bild: Auf kleinen, von Ruinen umsäumten Plätzen standen abgerissene, schmutzige Menschen um eine sogenannte Gulaschkanone, eine Feldküche, herum. Sie erhielten einen großen Schlag heiße Suppe in Blechtellern. Damit begaben sie sich zu ihren geretteten Bündeln, in einst weiße Bettlaken verpackt. Es wurde fast zwanzig Uhr, bis sie daheim ankamen. Der Vater verabschiedete sich am Ausschläger Weg. Armer Mann, dachte Fieten, er sah so erledigt aus und wäre sicher jetzt auch gern zuhause. Dann fiel ihr auf, dass sein Gesicht ganz grau war und er die Lippen zusammengepresst hielt. Nur ab und zu tat er einen tiefen Atemzug, aber offenbar unter Schmerzen.

„Was hast du, bist du krank, Papa? Du musst doch jetzt nicht noch zum Dienst?“, fragte Fieten. Er nickte nur. „Es hat hauptsächlich den Hafen getroffen und Altona, Wandsbek, Hamm sowie die Stadt, Harvestehude, Hoheluft, Eimsbüttel. In der Gärtnerstraße sind viele Menschen noch verschüttet. Flächenbrände, die bis jetzt nicht gelöscht sind. Ich muss weiter…“ Er tippte an seinen Tschako und sagte nur: „Schon gut. Geh nachhause. Deine Mutter wartet auf dich!“ „Kommst du heute noch zu uns? Papa, ich hab‘ so große Angst vor der Nacht! Bitte, komm zu uns.“ Er zuckte nur mit den Schultern und ging. Doch als er nach ein paar Schritten noch einmal umkehrte, versprach er ihr, daß er aufpassen und ihnen Bescheid sagen wolle, falls ein neuer Angriff bevorstehe.

Der kam am 27. Juli 1943.

Der Vater kam nur kurz vorbei und wies sie an, alles Zeug, was sie retten wollten, in den Keller zu bringen. Er würde helfen, bis er wieder zum Dienst müsse. Sie sollten Wertsachen und die Papiere mitnehmen und den Erdbunker am Berliner Tordamm aufsuchen. Fieten wuss, wenn er herkam, war Gefahr im Verzuge. Sie konnte sich nicht erklären, warum, aber irgendwie schien an der Sache etwas komisch zu sein, um nicht zu sagen, lachhaft. Sie hatten doch so vieles gerade lebendig überstanden. Es konnte nicht schlimmer kommen! Sie amüsierte sich über die Eltern, die so ein schreckliches Gesicht machten, als wolle die Welt einstürzen. Ein Lachreiz saß ihr in der Kehle und wollte heraus. Sie packte ihren kleinen Koffer. Und was tat sie hinein? Ihre Sonnenbraunpuppe und das Buch von ihrem Vater über die deutschen Kolonien in Afrika. Schmuck besaß sie nicht, nur das, was sie immer trug: Die goldenen Ohrringe mit dem roten Stein, die ihre Augsburger Verwandten ihr zu Weihnachten 1940 geschenkt hatten; die Armbanduhr hatte sie nicht wiedergefunden. Sie mußte daran denken, daß sie weitere Zeit verlieren würden, wenn neue Angriffe in der kommenden Nacht sie im Bunker festhielten. Man konnte also Zeit verlieren, man konnte sie aber nicht behalten, festhalten, einpacken und mitnehmen. Dieser Gedanke löste befreiende Heiterkeit in ihr aus. Nein, schlimmer konnte es doch wirklich nicht mehr kommen. Man mußte lachen, denn nun würde es bald Frieden geben, weil den Alliierten ganz gewiß die Flugzeuge und die Bomben ausgegangen waren bei den letzten gewaltigen Einsätzen und Abwürfen. Es würde Frieden geben und ein neues Leben könnte beginnen! Deutschland war stark, stärker als seine Feinde! Hoffentlich!

Vater sah sehr schlecht aus. Er schleppte sich mit zwei Koffern in den Keller. Die Mutter wandte sich ihrer großen Tochter zu. Sie wunderte sich über Fietens Heiterkeit und sagte ärgerlich: „Sei nich‘ so albern, was gib’s denn da zu lachen? Solls‘ lieber an dein‘ Vader denken, der hat ’ne Rauchvergiftung und müßte ei’ntlich in’n Lazarett, aber er läßt sich ja nichts sagen. Und du albers‘ hier ‚rum. Sach‘ mir lieber, was ich außer mein‘ Stadtkoffer mit de Papiere und Lebensmiddelkard’n noch mitnehm‘ soll. Ach, ich weiß schon, ich nehm den goldenen Becher mit, den von mein‘ Großvader. Nee, der gehört ja nu‘ seit deine Konfirmatschon dir. Er is‘ auch schwer. Ich pack‘ ihn mit in den ein‘ Koffer.“

Sie schaute sich noch einmal in der Wohnung um. Was sollten sie mit Buttje, ihrem Wellensittich, machen? Die vorletzte, die schlimmste Nacht ihres Lebens, hatte er gut überstanden. Mitnehmen konnten sie ihn nicht. Sie nahm ihn aus dem Bauer, streichelte ihn, gab ihm ein Küßchen und setzte ihn vorsichtig wieder zurück. „Tschüß, Buttschie, wir kommen bald wieder. Heute nacht passiert nichts mehr. Das schlimmste haben wir überstanden! Warte auf uns, ja?“

Der Vater war zurückgekommen. Würde er hier bleiben und sich hinlegen? „Denkt an Annas Sachen! Was würde sie gern retten?“ Er hatte Mühe beim Sprechen. Die Mutter starrte ihn mit offenem Mund an. „Wieso, das klingt ja g’radso, wie wenn wir nich‘ wiederkomm‘.“ „Tut, was ich sage und beeilt euch. Um acht Uhr geht ihr los und trefft Kuttl am Bunker.“ Das klang wie ein Befehl!

Am Heidekampsweg waren etliche Hauser beschädigt. Viele Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen, und auf den Bürgersteigen lag noch Schutt vom letzten Angriff. Sie waren zum großen Teil abgesperrt. Die Feuerwehr war überall beim Aufräumen. Die langen Leitern waren ausgezogen, weil Dachziegel geborgen werden und Dachstühle ausgebessert werden mussten. Staub und Hitze -um 20 Uhr waren es noch ca. 30 Grad im Schatten! – machten ihnen das Atmen schwer. Sie hatten sich nur leicht bekleidet und für alle Fälle eine Strickjacke mitgenommen. Alles andere war ja in den Koffern, die jetzt sicher im Hauskeller standen. In ein paar Stunden könnten sie bestimmt wieder heimgehen! Es würde schon nicht so dicke kommen. Nur Mut! Und Haltung bewahren, wie Klaus, der Sohn ihres Arbeitgebers, ihr ans Herz gelegt hatte.

Am Erdbunker trafen sie Kuttl. Sie gingen gemeinsam hinein, dachten, es sei noch so früh, halb neun Uhr, und könnten sich einen schönen Platz aussuchen. Aber der Bunker war bereits besetzt, jedenfalls im oberen Geschoss. Die Menschen, die dann noch nach ihnen kamen, mussten in die unteren Stockwerke hinabsteigen. Sie saßen nun zu dritt an der Wand auf irgendwelchen Koffern. Alle Bänke waren besetzt, und immer noch mehr Schutzsuchende gingen an ihnen vorbei nach unten. Warum hatten sich nur so viele Menschen heute Abend zu den Bunkern aufgemacht? Hatte es denn einen Aufruf gegeben? Im Radio oder in der zur einzigen, der „Hamburger Zeitung“ vielleicht?

„Es soll ja die reine Massenflucht eingesetzt haben seit dem letzten Angriff“, hörte sie die Menschen in ihrer Nähe sich zuraunen. „Zehntausende sind ‚raus aus Hamburg!“ „Mein Bruder hat von 1500 Toten gesprochen, flüsterte Kuttl der Frau zu, erschrak aber über ihre Indiskretion und hielt sich sogleich den Mund zu. „Ja“, sagte die Frau, „aber siebzehn feindliche Maschinen haben sie abgeschossen, ja – ha! Mit Flak-Sperrfeuer! Das war die Strafe dafür. Sie sind ja mit fast 800 Maschinen angekommen. Und bei den Tagesangriffen gestern waren es auch noch mal über hundert. Können Sie sich das vorstellen, fast tausend Maschinen am Himmel? Sie gucken ‚raus, und der Himmel ist schwarz von Fliegern! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sie etwa? So was erfährt man ja nur unter der Hand, das steht nicht in der Zeitung. Beziehungen muß man eben haben, ja-ha! “

Während Fieten dachte, solche Mitteilungen sind doch nur zum Bangemachen da, wunderte sie sich über Kuttls „Bruder“, der von 1500 Toten gesprochen haben sollte. Aber sie hatte jetzt keine Lust, Kuttl nach ihrem Bruder zu fragen. Bevor die drei Frauen noch mehr Schreckensnachrichten verbreiten konnten, wurden sie derb angerempelt und gegen die Wand gepresst von Nachdrängenden. Natürlich war es schrecklich gewesen, beim letzten Angriff drei Stunden im Keller zu sitzen und vor Angst nicht mehr richtig denken zu können. Aber soviele Flugzeuge? Fast eintausend? Das konnte die Frau sich doch denken, woher sollen denn so viele Flugzeuge kommen? Die Alliierten können doch gar nicht so viele haben. Unsere Luftflotte ist allemal größer und wird ihnen alles heimzahlen! Sie mussten jetzt nur noch tapfer durchhalten. Das müssen die Soldaten im Feld ja auch! Keine Angst und Zähne zusammenbeißen! „Jungs, haltet aus, der Führer haut euch ‚raus!“, hatte er den Soldaten in Stalingrad zugerufen. Das würde nun ebenso für sie hier gelten. Sie würden auf jeden Fall durchhalten! Wenn nur diese Frauen endlich mit ihrem moralzersetzenden Gesabbel aufhören wollten.

Die Sirenen heulten Alarm, und kurze Zeit später wurden die Türen fest verschlossen. Nun konnte ihnen in diesem Erdbunker nichts mehr passieren. Hier waren sie absolut sicher! Sie saßen nach wie vor auf Koffern und waren überrascht, als sich bereits nach dem ersten Einschlag das ganze Bauwerk bewegte. Bei jedem neuen Einschlag klapperte am Eingang, in dessen Nähe sie saßen, ein Luftdruckmesser. Weitere Einschläge. Kurze Zeit später versagte die Luftpumpe. Es wurden Männer gesucht, die die Handluftpumpe übernehmen sollten. Keiner meldete sich. Da übernahmen es die Frauen. Im unteren Geschoss des Erdbunkers stand das Wasser. Die Schutzsuchenden mussten zu ihnen heraufkommen. Das Licht flackerte schon eine ganze Weile, ging schließlich aus. Allmählich wurde es stickig heiß. Ab und zu leuchteten Taschenlampen auf, sonst Finsternis. Nur an den Wänden sah man Leuchtschilder mit Rauchverboten. Fieten las sie immer wieder, wohl an die hundert- bis tausendmal, weil es nichts gab, womit man sich sonst beschäftigen konnte. Nur warten, warten. Instinktives Kopfeinziehen bei jedem Einschlag.

Wohl eine halbe Stunde lang hörte es sich an, als prasselten die Bomben, einem Teppich gleich, auf Hamburg herab. – Einige Minuten Ruhe – dann wieder heftige Einschläge. Der Bunker hob und senkte sich. Sie wussten nicht, wie viel Zeit vergangen war, wie viele Stunden. War es nicht schon wieder Tag geworden? Würden sie bald herauskönnen? Die Luft war so knapp. Einschläge, Detonationen neben und über ihnen. Es war unerträglich heiß hier. Der Schweiß rann ihnen den Rücken hinunter. Fieten hatte einer Frau Platz gemacht, das heißt, sie hatte ihr den Platz auf dem Koffer überlassen und sich selbst hingestellt, eingeklemmt zwischen anderen Menschen. Das Zeug klebte allen am Leib, und sie bekamen nur schwer Luft. Aber sie waren hier sicher. Wie es wohl draußen aussehen mochte? Niemand sprach mehr ein Wort. Man konnte fast hören, wie sie atmeten. Ganz ruhig bleiben, es ist gleich vorbei, und sie sind gerettet! Ruhig stehen bleiben, nicht umfallen!

Nach unendlich langer Zeit riss jemand plötzlich die schwere Eisentür des Bunkers auf. Von oben herein stürzten Menschen. Waren das überhaupt noch Menschen? Fast keinen Fetzen mehr am Leib, Gesicht, Hände, Arme, alles eine Brandwunde. Die Zunge hing ihnen zum Halse heraus. Wohin sie stürzten, dort blieben sie liegen, stöhnten, wimmerten, verendeten.

Auf den Koffern saßen alte Frauen. Die Mutter, Kuttl und Fieten, wie alle anderen, konnten nicht mehr stehen. Diese Luft! Sie mussten jede Minute umfallen, aber wohin denn noch? Jeder freie Zentimeter war belegt mit Toten. Sie konnten nicht viel sehen, aber das, was sie jetzt gerade erleben mussten, wie die Hereinstürzenden fielen und sich nicht mehr erheben konnten, das war so grausam. Fieten fühlte, wie die Mutter und Kuttl neben ihr heftig zitterten. Sie wunderte sich, dass sie kein Zittern an sich selbst spürte, dass offenbar jedes Gefühl in ihr abgestorben war. Das war nicht nur ihre Disziplin. Sie kam sich vor wie versteinert. Schreie gellten durch das Bunkergeschoss, Kinder schrieen sich fast zu Tode. Die Luft, die von draußen hereinkam, war nichts anderes als Rauch. Sie wurden immer dichter an die Wand gedrängt, ja gequetscht, Körper an Körper. Wohin mit dem Gesicht? Von oben auf der Treppe hörte man verzweifelte Hilferufe, und immer mehr Wesen drängten herein. Dann versagte auch die Handluftpumpe, das Trinkwasser war schon lange aufgebraucht.

Ruhe für eine halbe Stunde. Keine Einschläge mehr? Wie hatten sie sich nur aufrecht halten können? Jemand rief ihnen zu, wer gehen kann, solle aus dem Bunker, wohin sei egal. Wohin? Sie gingen, sie spürten es nicht, aber sie gingen – an den Toten im Bunker vorbei über verkohlte Leichen, die auf der Treppe übereinander lagen. Kuttl war vor ihnen. Dieser Anblick da oben, da draußen! Ein riesengroßes, tosendes, orangefarbenes Flammenmeer! In einem ungeheuren Sog nach Sauerstoff lechzend. Sah so die Hölle aus? Alles, was man durch den beißenden Qualm wahrnehmen konnte, waren einstürzende Mauern, ein gewaltiges, wirbelndes Brausen, ein Brüllen! Und es regnete in Strömen. Jedoch den Flammen wurde dadurch kein Einhalt geboten. Sie stürmten in Wirbeln, von übergroßer Kraft getrieben, durch die Straßen himmelwärts. Feuerschlunde, ihren Frischluftbedarf von allen Seiten ansaugend. Hamburg, du dreckiges, schönes, gehaßtes und geliebtes Hamburg – ein Flammenmeer! Sie stolperten über die Straße, über Feuerwehr-Schläuche, entwurzelte, dicke Bäume. Hohe Pappeln, deren brennende Spitzen der Sturm von ganz oben zu Boden drückte. Durch die Luft flogen, wie vom Feuer getragen, glühende Teile. Die Reste der Imbissbude am Berliner Tor konnten sie gerade noch erkennen, bevor auch sie sich erhoben und in den Höllentanz mit einfielen. Von allen Seiten wirbelten angebrannte Balken, Bretter, ja sogar ganze Dachpartien und Planken, Fenster und Türen durch das Feuer, Bohlen, Steine, Schutt und Asche. Der Feuersturm wechselte andauernd die Richtung.

Kuttl war nicht mehr an ihrer Seite! Fieten rief durch den Funkenregen nach ihr, an der sie wohl vorbeigerannt sein mussten. Unerwartet stand sie dann plötzlich wieder neben ihnen. Ziel war der Hochbahntunnel am Berliner Tor. Es kostete ungeheure Mühe, ihn zu erreichen und neuen Schutz zu finden. Sie mussten sich aneinander klammern, um nicht von dem orkanartigen, saugenden Sturm hochgehoben und ins Feuer geworfen zu werden, wie so viele andere Menschen. Endlich hatten sie den U-Bahn-Schacht erreicht. Hier konnten sie wieder einmal tief Luft holen! Wie schön! Welch großes Glück hatten sie gehabt! Die vielen Toten auf ihrem Weg hierher… Überall hatten kleine verbrannte Körper gelegen. So viele Menschen liefen noch immer wie Fackeln ziellos durch diese Nacht. Verlorene.

Dankbar für ein paar Sekunden Ruhe stehen sie da, einander an den Händen haltend, und sehen dem unbegreiflichen Geschehen zu, bis ihre Körper vor Erschütterung anfangen zu beben, und ein Zucken und Schütteln ihnen durch alle Glieder geht. Frauen lagen mit Betten auf den Schienen. Die Mutter, Kuttl und Fieten nahmen irgendwo ihren Lagerplatz und versuchten, zur Ruhe zu kommen; aber es ging ja nicht. Die Menschen schrieen nach ihren Angehörigen, sie schrieen vor Schmerzen über ihre Brandwunden, und sie schrieen, weil sie glaubten, ohne Schreien verrückt werden zu müssen. Vor ihnen auf den Schienen lag ein SA-Mann, dessen Bauch ganz aufgequollen war. Rauchvergiftung. Kein Arzt meldete sich. Anderer Leute Hilfe nutzte nicht. Sie mussten zusehen, wie er starb und weggetragen wurde.

Stunden später. Sie versuchten sich einen Weg durch den unterirdischen Tunnel in die Lange Reihe zu bahnen. Aber sie kamen nicht weit. Bereits am Lübecker Tor war alles abgesperrt. Bis mittags 12 Uhr saßen sie in dem Tunnel fest, schmutzig, müde und hungrig. Stand ihr Haus noch? Wo war Papa? Was war mit Buttje? Nach und nach wurde der Weg frei. Bis zum Hauptbahnhof liefen sie auf den Schienen. Im Keller des Bieberhauses verblieb Fieten bei den Koffern, während die Mutter und Kuttl sich auf die Suche nach dem Vater machten. Sie hatten Glück. Sie hatten einen Weg in die Lange Reihe gefunden und ihn unterwegs getroffen. Der Hauptbahnhof war schwer getroffen, der Steindamm total zerstört. Die Wohnung von Kuttl war verschont geblieben, ebenso die große Schule zwei Grundstücke weiter. „Die Häuser in der Süderstraße sind dem Erdboden gleichgemacht, sogar die Keller vollkommen ausgebrannt“, berichtete der Vater. Fieten fragte, ob noch etwas zu retten sei. „Und wo sind die Großeltern? Weißt du etwas von ihnen?“ ‚Und Buttje‘, dachte sie, ‚und Buttje?‘

„Oma und Opa? Ich weiß es nicht. Das Kohlenlager von Pfaff brennt natürlich immer noch. Das Haus hat mächtig was abgekriegt, aber es steht. Um Oma brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die hat Maserblut, und wenn wir es geschafft haben, aus der Hölle ‚rauszukommen, dann sie mit Opa allemal. In unserer Nummer 138 gibt es nichts mehr zu retten. Kein Stein liegt noch auf dem anderen. Der ganze Straßenzug ein brennendes Massengrab. Die Flammen schlagen aus den Kellern! Die Luftminen haben die Häuser abgedeckt, und Brandbomben haben das entsetzliche Werk vollendet.“ Er wurde ganz still, hielt die Augen geschlossen. Welches Grauen mochte er jetzt vor seinem geistigen Auge sehen? Mit geschlossenen Augen berichtete er weiter-. „An der Ecke Süderstraße/Ausschläger Weg war ein Wagen in einen tiefen Bombentrichter gefahren. Natürlich kam er nicht mehr ‚raus. So viele Leichen! Ich hab‘ gesehen, wie das Zeug der Menschen im Laufen plötzlich anfing zu brennen, sie fielen hin und blieben liegen. Die Luft war so heiß, man hätte ersticken können. Ich bin in den Trichter gesprungen und hab‘ da mindestens eine Stunde ausgehalten. Sie haben vor allem Phosphor, flüssigen Phosphor, abgeworfen. Die Menschen sind in die Fleete und Kanäle gesprungen, aber wenn sie wieder hochkamen, haben sie weitergebrannt. Es ist ein schreckliches Elend, ihr könnt es euch nicht vorstellen… So viele verkohlte Leichen… Und so klein.“ Er zeigte ungefähr einen halben Meter. „So klein waren sie…“

‚Die ganze Straße ein brennendes Massengrab‘, hatte er gesagt. Das ganze Ausmaß dessen, was er gesehen hatte, konnten sie sich wohl gar nicht vorstellen. „Alle Feuerwehren im Umkreis haben nicht ausgereicht. Sogar von Dresden her sind viele Bereitschaften zu Hilfe gekommen!“ Er schien übergangslos eingeschlafen zu sein. „Was machen wir jetzt?“, flüsterten sich die Frauen zu. Als der Vater wieder zu sich kam, stellten sie alle die gleiche, drängende Frage. „Ich will die nächste Nacht abwarten und euch im Bunker unterbringen,“ antwortete er. „Nein!“, flehte Fieten, „um keinen Preis! Wenn wirklich nichts mehr zu retten ist – nicht noch eine Nacht! Bitte! Nicht noch eine Nacht!“ Sie beratschlagten und kamen zu dem Schluss, es sei das Beste, zu Ännchen, der kleinen Schwester, in die Heide zu fahren. Der Vater musste wieder in seine Dienststelle, aber er versprach nachzukommen.

Auf der Moorweide hatte sich eine große Anzahl – wohl Tausende – Ausgebombter versammelt. Sie bekamen reichlich zu essen und zu trinken. Waschen konnten sie sich nicht. In hölzernen Baracken wurden Not-Toiletten eingerichtet. Lastwagen fuhren nach Harburg, aber bis sie das Glück hatten, mit einem mitzukommen, war es Abend geworden. In einer Schule wurden sie registriert. Dann konnten sie in einen Zug nach Buchholz steigen. Sie schliefen diese Nacht in einer Turnhalle auf Strohballen. Am nächsten Tag waren sie bei Ännchen. Wundervoll diese Ruhe in der Heide nach dem Inferno der vorletzten Nacht… Die Mutter weinte um die verlorene Habe, ihre Heimstatt. Ebenso schwer war es für Ännchen zu begreifen, was geschehen war.

Die Heide. Ganz allein ging Fieten weit hinein. Sie fühlte langsam die Starre aus ihrem Körper weichen. Weinen wollte sie nicht, konnte sie auch nicht; denn das Ende, dessen war sie sicher, bedeutete doch auch einen Neuanfang.

East Prussia 1945 The front moves nearer von Meta Techam

Seit dem Sommer hören wir verschiedene Gerüchte. Was ist geschehen? Die russische Armee ist in das nördliche Ostpreußen eingedrungen. Die Frontlinie verläuft bei Gumbinnen, etwa 50 km von uns entfernt. Wir hören das Donnern der Geschütze, aber unsere Soldaten halten die Stellung. Es gibt Durchhaltebefehle von unserem ostpreußischen Gauleiter, Erich Koch, bis zum Ende durchzuhalten. Die Befehle besagen, dass wir um jede Handbreit Heimatboden kämpfen sollen. Die Zivilbevölkerung soll mitfechten. Es wird von Sensen und Mistgabeln als Waffen und von Panzerabwehrgräben gemunkelt, so Kochs Befehle.
Mütter mit Kindern wurden im August nach Sachsen, Thüringen oder nach Masuren evakuiert. Auch meine Schwester Charlotte und ihre sechs Kinder wurden evakuiert. Sie war aber auf eigene Verantwortung wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt, um ihr zweites Kind zur Welt zu bringen.

Der Gauleiter ordnete an, dass auf jedem Hof ein bepackter Wagen für die Flucht bereitstehen sollte. In unserer Scheune steht der Bollerwagen, beladen mit Bettzeug, Kleidung und haltbarem Essen. Zum Schutz ist eine dicke Wolldecke darüber gezogen worden. Im Stall stehen zwei sehr unterschiedliche Pferde, unsere über 20 Jahre alte Schimmelstute und ein junger brauner Hengst. Den jungen Hengst hat Vater vor einigen Wochen vom Besitzer des Gutes Friedrichsmühle (früher Gut Keppurren) gekauft, um einerseits die Beschlagnahmung des Pferdes durch die „Wehrmacht“ zu verhindern und andererseits unserer Familie gegebenenfalls die Flucht zu ermöglichen.

Die Angelegenheit des Kaufs wurde bei einem Nazi-Parteitreffen in der Dorfkneipe besprochen. Ende September vergräbt Mutter mit unseren Nachbarn die Haushaltsgeräte im Garten. Wenn wir fliehen müssen, werden wir sie bei unserer Rückkehr wieder ausgraben. Angst und Ungewissheit herrschen vor. Wird unsere Armee die russische Armee wieder zurückschlagen? Oder müssen wir wirklich fliehen? Keiner von uns kann sich das vorstellen. Sollen wir weggehen und alles aufgeben? Unsere beiden Kühe, die Schweine, die Schafe, die Hühner, die Kaninchen, die drei Katzen im Stich lassen, sie alle einfach verhungern lassen? Das ist wirklich unmöglich!

Schon jetzt sehen wir Schlangen von Flüchtlingen auf den Straßen, Menschen aus dem Memelland, aus Litauen, aus Polen. In unserem Dorf ruht ein Treck aus Litauen. Für uns klingt der Kanonendonner noch wie weit weg. Der Bürgermeister muss die Flüchtlinge auf die Häuser im Dorf verteilen. Eine vierköpfige Familie kommt zu uns. Sie sprechen kein Deutsch. Vater ruft unsere Nachbarin an, die alte Frau Burbließ. Sie spricht Litauisch. Sie zeigt den kalten, müden Menschen das Zimmer in unserem Haus, in dem sie wohnen werden. Es ist mein Zimmer. Früher wohnte ein altes Ehepaar darin. Es stehen zwei Betten darin, ein Herd aus Ziegeln und ein Ofen ohne Kacheln. Vater lässt die Familie wissen, dass sie zum Heizen und Kochen so viel Holz aus dem Schuppen nehmen können, wie nötig ist. Aus der Scheune können sie Futter für ihre beiden Pferde holen, die in unserem Kälberstall untergebracht sind.

Großmutter gibt mir recht, wenn ich meckere, weil ich aus meinem Zimmer ausziehen muss. Dort, in meinem eigenen Zimmer, konnte ich ungestört schlafen, wenn ich von der Nachtschicht bei der Eisenbahn nach Hause kam. Vater hat mir die Hand auf den Mund gelegt. Jetzt schlafe ich in Großmutters Zimmer in Großvaters Bett. Großvater ist vor kurzer Zeit darin gestorben. Ich schlafe fest und gut in seinem Bett. Vater wird zum „Volkssturm“ einberufen. Der „Volkssturm“ besteht aus den älteren Männern und jungen Burschen ab 16 Jahren aus den umliegenden Dörfern. Sie sollen die bereits verlassenen Häuser vor Plünderungen schützen, Panzergräben ausheben und die Bahngleise bewachen. Die Eisenbahnbrücke über unsere Auxine wird Tag und Nacht vom Militär bewacht und ist schon einmal beschädigt worden. Drei Kesselwagen voll Benzin wurden in den Fluß geworfen und das Benzin verbrannte auf dem Wasser.

Gesunde Schönheit: Warum sie wichtig ist

Gesunde Schönheitspraktiken? Was bedeutet das wirklich? Nun, wenn es um Schönheit und Hautpflege geht, bedeutet es, dass wir vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf die Dinge richten sollten, die wir auf unser Gesicht und unseren Körper auftragen! Wir wissen: Das kann eine Menge Arbeit sein. Wo fangen Sie überhaupt an? Wie wäre es mit ein paar Informationen von uns?

Das Problem

Hier bei Senorennet lieben wir Make-up und Beauty-Produkte. Sie machen Spaß, sie helfen uns, unsere kreativste Seite freizulegen und sie können ein Selbstvertrauen-Booster sein, was uns, wie Sie wissen, sehr am Herzen liegt. Doch wie es scheint, kann es auch ziemlich gefährlich sein, denn einige der Chemikalien in unseren Lieblingsprodukten haben nachweislich sehr gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Deshalb lieben wir gesunde Schönheit umso mehr.

Die Risiken

Diese Chemikalien können Krebs verursachen oder zu endokrinen Disruptoren werden (das bedeutet, dass sie die Produktion einiger Ihrer Hormone entweder erhöhen oder verringern können), andere Hormone imitieren (ein Hormon in ein anderes umwandeln), die Hormonsignalgebung stören (den Zellen sagen, dass sie sterben sollen, bevor sie es müssen), mit Ihren natürlichen essentiellen Nährstoffen konkurrieren (was dazu führt, dass Sie deren Verlust spüren und vielleicht Nahrungsergänzungsmittel benötigen) und sich sogar in einigen Ihrer lebenswichtigen, hormonproduzierenden Organe anreichern. Ja, das ist ziemlich furchtbar. Und beängstigend.

Die Vorteile

So wie diese Produkte also erstaunliche Vorteile haben, wie z. B. eine klarere und weichere Haut, gepflegtes Haar, glattere Poren und ein perfektes Gesicht – und so, so viel mehr -, könnten sie Ihre Gesundheit verschlechtern, was es niemals wert ist.

Die Wissenschaft

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen können Menschen, die täglich Make-up und Schönheitsprodukte verwenden, jedes Jahr etwa 5 Pfund Chemikalien in ihren Körper aufnehmen. Dies geschieht, weil ein Prozentsatz von allem, was wir auf unsere Haut auftragen, direkt in unseren Blutkreislauf gelangt. Mit „alles“ meinen wir alles: Seife, Shampoo, Lotion, Parfüm, Make-up, Tinte, usw.

Die Lösung

Wir sagen Ihnen nicht, dass Sie aufhören sollen, Make-up und Schönheitsprodukte zu benutzen! Wie wir schon sagten, wir lieben sie, sehr sogar. Es geht nur darum, darauf zu achten, was wir unserem Körper zuführen, so wie wir auch darauf achten sollten, was wir essen und trinken. Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden.

Vielleicht sollten Sie in Erwägung ziehen, einige Ihrer wichtigsten Schönheitsprodukte von mit Chemikalien gefüllten Produkten auf natürliche Produkte umzustellen. Natürliche Schönheitsprodukte können etwas teurer sein, aber sie sind sanfter zu Ihnen und Ihrer Haut, was besonders gut ist, wenn Sie empfindliche Haut haben.

Wenn Sie bei einigen wenigen Schlüsselprodukten von giftig auf biologisch umsteigen können oder wollen, dann empfehlen wir, dass diese Produkte diejenigen sind, die Sie jeden Tag für den größten Teil Ihres Körpers verwenden: Seife, Lotion und Deodorant. Wie wir bereits erklärt haben, gehen diese direkt in Ihren Blutkreislauf.

Sie wollen sich weiter verändern, aber Sie wollen nicht aufhören, Ihre Lieblingsschminkprodukte zu benutzen? Wir verstehen Sie. Vielleicht denken Sie dann an Ihre Hautpflegeroutine: Reinigungsmittel, Peeling, Feuchtigkeitscreme und Sonnenschutz sind so wichtig. Haben Sie sich auch unseren ultimativen Sonnenschutz-Guide angeschaut?

 

Als Luftwaffenhelfer 1944 in Berlin und bei Leuna

Zu diesem Bericht gehören einige Fotos, die ich im Februar 1944 vom Flakturm Humboldthain aufgenommen hatte – auf einem ist ein kleines Stück vom Kopf vom LWH Chr.F. zu erkennen. Wir zwei wanderten damals an einem Sonntag vorsichtig um die beiden Türme und im restlichen Humboldthain herum, lasen Flaksplitter und eine halb abgebrannte Stabbrandbombe auf, sorgfältig darauf achtend, keinen zu Grüßenden zu übersehen und verfügten uns dann wieder in das dumpf riechende riesige Gebäude, wo wir im obersten Stockwerk wohnten, zusammen mit den Typen von der Oberschule aus unserer Heimatstadt. Ab und zu sah der Gefreite v.S. nach uns und erklärte uns die Klingelzeichen „Vorspiel“ und „Alarm“ – tatsächlich bimmelte es gleich am ersten Abend, am 14.Januar 1944, nachdem wir am Nachmittag noch in Zivil in den Turm einmarschiert waren und der Posten uns fröhlich zugerufen hatte: „Hier kommt Ihr so bald nicht wieder raus!“

Sehr früh am Morgen dieses Tages hatten wir, etwa 20 Jungen des Jahrgangs 1928, Schüler der „Robert-Schumann-Schule, eines humanistischen Gymnasiums in Zwickau/Sa, uns in der Halle des Hauptbahnhofs eingefunden, manche begleitet von den Eltern. Ein Unteroffizier in der blaugrauen Uniform der Luftwaffe mit roten Kragenspiegeln nahm uns dort in Empfang, und wir reisten in reservierten Abteilen mit der Bahn in Richtung Berlin. Als der Zug die Vorstädte der „Reichshauptstadt“ erreichte, sahen wir die ersten gänzlich ausgebrannten Häuserzeilen schon in Lankwitz, und die forschen Gespräche im Abteil verstummten. Aus dem S-Bahn Bahnhof Gesundbrunnen tretend, erblickten wir dann den riesigen Betonklotz des Flakturms „Humboldthain“ vor uns – da sollten wir also in Zukunft leben! Immerhin „durften“ wir zunächst mit dem Fahrstuhl nach oben fahren, und es folgte eine flüchtige ärztliche Untersuchung, die Einkleidung (wir erhielten auch eine Blech-Erkennungsmarke wie „richtige“ Soldaten!) und die Einweisung in die Unterkünfte, die mit Doppelstockbetten und Blechspinden ausgerüstet waren. Der Blick aus den mannshohen Fenstern, die mit einer dicken Stahlblende verschlossen werden konnten, ging über die S-Bahngleise hinweg auf eine nahezu ausgebrannte Häuserfront; nur ein Haus war wenigstens teilweise noch bewohnt. Die schweren Nachtangriffe des November 1943 hatten diese Zerstörungen bewirkt, wie uns die Schulkameraden des Jahrgangs 1927 berichteten, die schon seit September 1943 hier Dienst getan hatten; sie begrüßten uns mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude: Jetzt seid Ihr also auch dran…!

Vor dem Geschütz-Turm im Humboldthain – Berlin, im Februar 1944. Die Türme waren graugrün gestrichen und überragten weit die alten, im November 1943 von Bombensplittern beschädigten Bäume des Parks. Auf dem umlaufenden Balkon waren die 2 cm-Flak-Waffen auf Beton sockeln montiert, auf der oberen Plattform vier Doppelrohr-Geschütze des Kalibers 12.8 cm.

Zum ersten Dienst trat ich ohne Stahlhelm an, weil einer in dieser erheblichen Größe nicht vorrätig gewesen war, was zunächst einen „Anschiss“ zur Folge hatte samt einer Bemerkung über die Pferde, welche bekanntlich die größeren Köpfe… Der Uffz., der uns vom Heimat-Bahnhof abgeholt hatte, entpuppte sich bald als ein verkleideter Studienrat, und ein zweiter solcher, ein Westfale, war dann unser Ausbilder, zusammen mit dem Ogfr. R., einem Malermeister aus Hamburg, der magenkrank aussah. „Die 2cm Flak 38 als solche (ch wie in Krach gesprochen) zerfällt in…“ Es war das schweizer Präzisionsprodukt 2 cm-Oerlikon, und es wurde eine der wenigen Wonnen meines Daseins als LWH, sie auseinander zu nehmen und richtig wieder zusammenzusetzen! Den Sockel dieses Geschützes kann man noch heute sehen, wenn man die Serpentinen der nur halb weggesprengten und dann mit Trümmern angeschütteten südlichen Turmseite des G-Turms Humboldthain zwischen Bäumen und Sträuchern hinaufsteigt und so die Ebene der 12.8cm-Plattform erreicht. Auf einem Foto posieren Otto M. und Hans K. auf solch einer Kanone, von der es auch Exemplare mit vier Rohren gab., die sog. „Vierlinge“.Bombentreffer auf ein 2 cm-Geschütz auf dem Feuerleit -Turm (L-Turm) im Humboldthain im November 1943.

Teile des Geschützes fanden sich am nächsten Morgen zwischen den im Hintergrund sichtbaren Gebäuden der AEG…
Da kurz vor dem Einschlag die Bedienungen der leichten Flakwaffen in das Turminnere befohlen worden waren, hat es keine Verluste gegeben

Natürlich war das Hauptziel des „Dienstes“, uns so bald als möglich zu einem vollwertigen Bedienungspersonal für diese Waffen auszubilden; unten im Humboldthain auf einem kleinen Sportplatz fand aber auch regelmäßig „Infanterie-Dienst“ statt, und anfangs wurde auch häufig Strammstehen und Grüßen geübt, obwohl die Hitlerjugend uns ja eigentlich in dieser Hinsicht schon ausreichend „vorgebildet“ haben sollte! Da war der Dienst an der Waffe deutlich beliebter, zumal dort auch eigenes technisches Verständnis demonstriert werden konnte. Meist war der Ton der Vorgesetzten nicht übertrieben rauh – das übliche Gebrülle beim Exerzieren und dem „Infanterie-Dienst“ vor dem Turm kannten wir ja schon vom H.J.Dienst, und selbst der auch hier geübte verschärfte Drill („Entengang – Eeentengang!!“) und Liegestütze wurden meist als unvermeidliche Mühsal militärischer Ausbildung hingenommen. LWH Hans K. erinnert sich aber noch mit Erbitterung auch an als „Maskenball“ bezeichnete abendliche Strafaktionen eines Unteroffiziers, für die wir irgendeinen Anlass gegeben hatten, und dass aus einem ähnlich nichtigen Anlass der Batteriechef D. die ganze Batterie mit mehreren Stunden Infanterie-Dienst „beglückte“…

Nicht nur bei solchen Anlässen richtete sich die hoffnungsfrohe Erwartung von uns z.T. noch nicht einmal 16-jährigen auf den nächsten Kurz-Urlaub, der den LWHs etwa monatlich einmal gewährt werden sollte, vorausgesetzt, Geschützbedienungen blieben in gefechtsfähiger Zahl zurück. Ein solcher Kurzurlaub enthielt 2 Urlaubs- und zwei Reisetage, so dass mit geschickter Auswahl des Reichsbahn-Fahrpläne – wir durften auch Wehrmachts-Urlauber-Züge benutzen – man durchaus mehr als 48 Stunden „Zuhause-Zeit“ herausschinden konnte. Am Dienstagmorgen zu Dienstbeginn musste man sich allerdings unter allen Umständen wieder im Turm zurückgemeldet haben! Einmal im Jahr würde es sogar einen 12 +2 Reisetage währenden Heimaturlaub geben – aber der lag für uns Anfänger noch in weiter Ferne…

Meist während der Mahlzeiten im Kasino trafen wir auch auf LWH aus Berliner Schulen, die aber ihren Dienst vorwiegend an den großen 12.8cm-Doppelrohr-Geschützen auf der oberen Plattform taten. Nicht nur deswegen und wegen ihrer häufigen nächtlichen Einsätze sahen sie auf uns Sachsen auf den umlaufenden Balkons mit den leichten 2 cm – Waffen herab; mehrfach titulierten uns welche als „Ihr sturen Sachsen“, womit sie wohl meinten, dass wir im Vergleich zu ihnen viel zu brav und gehorsam alle Vorschriften befolgten, während sie das Ganze deutlich lockerer betrachteten. Aber so brav waren viele Sachsen gar nicht: Mit uns waren eine etwa gleiche Anzahl Schüler der Zwickauer Oberschule nach Berlin gereist, die dann zusammen mit uns Gymnasiasten auch in den gleichen Unterkünften wohnten. Erstaunt stellten wir fest, dass deren Redeweise häufig mit ungeniert regime-kritischen Ausdrücken gespickt war und sie über einen erheblichen Fundus an so genannten „Flüsterwitzen“ verfügten. Auch spielten zwei von ihnen gern „Hitler und Mussolini treffen sich am Brenner“, indem der eine, oben auf einem Doppestockbett hockend, den Duce mimte, mit römischen Gruß und drohend nach vorn gerecktem Kinn, während vor dem Bett, ihm zugewandt, der andere stand, sich einen Kamm unter die Nase haltend, mit der anderen Hand mit nach hinten über die Schulter gebogenem Arm nach oben grüßend, den „Führer“ darstellte. Ein anderer war Meister in der Imitation des „Reichspropagandaministers“ , indem er hinkend nach vorn trat und genau in dessen westrheinischer Sprachfärbung intonierte: „Und wiiiiieder (das r als ch gesprochen wie in Rache) haben wiiir viiier Tonnnnän Viiiierfruchtmarmelaaade an die Ost-Front ge-wor-fännn“ … Wir lachten und staunten – dass es so etwas noch gab, 11 Jahre nach der „Machtergrrreifung“, wie Hitler das nannte. ER wurde allerdings auch unter uns mit einem angeblich von ihm stammenden Ausspruch zitiert : „Die Deutsche Frau rrraucht nicht“, wenn einer jemanden beim heimlichen Rauchen ertappte, was uns LWH ja streng verboten war, weshalb es nun hieß: „Derrr doitsche Luftwaffenhelferrr rrraucht nicht…!“

Das „Batterie-Lied“, das beim Marschieren mehr gebrüllt als gesungen wurde, begann mit „Hoch drooom, auf dem Beeerg, gleich unter den funkelnden Steeernen…“, womit ein Bezug zu unserer Geschützstellung, etwa 35 m hoch über der Erde, hergestellt werden sollte; auch die „schwarzbraune Haselnuss“, ein Lied, das wir schon in der HJ zu singen hatten, ertönte zwischen den beschädigten Baumstämmen des Humboldthains auf dessen Sportplatz, obwohl der darin besungene Typ nicht gerade dem blond-blauäugigen Ideal des „Dritten Reiches“ entsprach.

Nachdem wir ordentlich „Grüßen“ gelernt hatten, durften wir zum ersten Mal unter Begleitung von zwei Unteroffizieren das Turm-Gelände verlassen und marschierten durch einige Straßen des Stadtteils Gesundbrunnen. Erschreckend waren die schon bis zum Winter 1943/44 angerichteten Zerstörungen, zu denen auch streckenweise aufgewölbte und zerrissene Nebenstraßen gehörten, wenn eine Sprengbombe die Kanalisation getroffen hatte. Ein großes Kino an der Ecke aber war noch heil geblieben, und so durften wir einmal den Film „Der weiße Traum“ gemeinsam sehen – den mit dem Lied mit dem Luftballon: „…stell Dir vor, er fliegt mit Dir davon…“, was sich dann auf „Illusion“ reimte. Mancher wäre wohl schon damals ganz gern „davongeflogen“ – das ließ sich aber keiner anmerken.. Und an einem Sonntag führte man uns als Zuschauer auf einen nahe gelegenen Fußballplatz, wo wir uns allerdings ziemlich langweilten.

Mit Stahlhelm und im „Übermantel“ posieren hier die Wache stehenden LwH Otto-F.M. und Hans K. auf der
2 cm Oerlikon , unserem Geschütz auf dem Balkon des G-Turms Humboldt-hain im Februar 1944. Dahinter ist der Kran zu erkennen, mit dem die Geschütze auf den Turm hinaufgehievt worden waren.
Der Sockel dieses Geschützes ist heute noch von der Aussichtsplattform des Bunkerhügels im Humboldthain aus zu sehen!
Die Eisenstangen links und rechts sollten als „Rohrabweiser“ dienen, wenn sehr tief geschossen werden musste, damit nahe stehende Gebäude nicht getroffen wurden.
Auf den Flak-Türmen am Zoo dienten solche Abweiser z.B. dazu, die Figur auf der Siegessäule (von den Berlinern „Goldelse“ genannt) vor Treffern zu schützen

Zwei Luftwaffenhelfer sonntags in Ausgehunifom im Humboldthain vor der Kamera, in der Hoffnung, dass kein Fliegeralarm sie zurück auf den Turm an die Geschütze ruft, und sehr bemüht, keinen zu grüßenden Dienstgrad zu übersehen!
Fröhlich sieht er trotz seines „Aus-gangs“ nicht aus, der LwH Wolfgang W. ; der andere, LwH Otto-F. M., scheint sich immerhin über die Frühlingssonne zu freuen und darüber, dass er so häufig Feldpost-Briefe von seiner Freundin aus dem heimatlichen Sachsen bekam und deshalb von den anderen Kameraden beneidet wurde…
Als brave Sachsen tragen wir hier die vorgeschriebene Hakenkreuz-Armbinde und haben auch den HJ-Rhombus nicht von der Mütze entfernt – manche LwH hatten diesen sogar durch einen Luftwaffen-Adler aus Blech ersetzt!

Anfang März erst wurde schließlich unser Jahrgang bei leichtem Schneetreiben in einem nahegelegenen Park feierlich vereidigt. Wir standen im Karree angetreten um eine 2 cm-Vierlingswaffe herum, die zu diesem Zweck von einem der Türme mit Hilfe des dort installierten Krans heruntergelassen und hierher transportiert worden war. Zwei LWH mussten eine Hand auf ein Rohr der Kanone legen, und alle hatten einen Text nachzusprechen, den ich vergessen habe. Ich erinnere mich nur, dass ich sehr gefroren habe, zumal wir wohl in „Ausgehuniform“, aber ohne Mantel dahin marschiert waren.

Ein Betreuungslehrer aus unserer Schule wohnte ständig drüben im L-Turm, unterrichtete die Schüler des Jahrgangs 1927 an einigen Vormittagen der Woche, und wir 28er stießen nach der „Grundausbildung“ dazu; der ganze Trupp wanderte zu diesem Zweck mit je einem der massiven Holz-Hocker, die in unserer Unterkunft die Sitzgelegenheiten darstellten, hinüber in den L.Turm, über noch nicht ganz planiertes Gelände, wo rechts und links noch einige Parkbäume ihr Leben fristeten, von Sprengbombensplittern beschädigt. Der Unterricht konnte natürlich nicht die Ziele erreichen, die unserem Schuljahr unter „normalen“ Bedingungen zuhause gesteckt waren, zumal er bei den immer häufigeren Einflügen auch bei Tage bei Voralarm, bevor noch draußen die Sirenen heulten, sofort unterbrochen werden musste, während wir, die Hocker auf dem Buckel, im Geschwindschritt unserem G-Turm zustrebten, über eine der vier riesigen Wendeltreppen empor eilten, um unsere 2 cm-Kanonen abzudecken und feuerbereit zu machen.

Zu Schuss gekommen sind wir allerdings damit nie, konnten aber von unserem Balkon, auf dem die Waffen postiert waren, die ersten Tages-Angriffe der USAF bestaunen, die am 4.u.6.März 1944 begannen, und wie die Bomberpulks gänzlich unangefochten von der dichten schwarzen Flakwolke der ständig donnernden 12.8-Doppelrohre aller drei G-Türme der Stadt ihr Ziel anflogen und glitzernde Schwärme von Stabbrandbomben und einige Sprengbomben fallen ließen und nördlich von uns einen gewaltigen Feuer- und Rauchpilz verursachten. Es wurden von anderen zwei oder drei Treffer, also „Abschüsse“ beobachtet; der einzige von meinem Posten aus sichtbare Erfolg des tosenden Dauerfeuers war ein herabsegelnder Fallschirm mit einem farbigen Soldaten daran, der zum großen Hallo genau auf dem L-Turm landete. Dort hatte während der November-Angriffe 1943 nachts eine Sprengbombe eine 2 cm-Einzelwaffe zerstört; Soldaten und LWH waren aber zu ihrem Glück wenige Minuten vorher ins Innere befohlen worden. Ihr Geschütz war vollständig verschwunden, und der Betreuungslehrer StR. W. lieferte dann eine dramatische Beschreibung dieses Ereignisses an die heimatliche Schule, da er fast genau darunter in seiner Stube gesessen hatte und seine Stahlblende, offenbar nicht richtig geschlossen, durch den Sog aufgerissen worden war…

Die großen Nachtangriffe der Engländer hörten Mitte Februar auf; aber fortan suchten schnelle, leichte Bomber, die „Mosquitos“, häufig die schlafende Reichshauptstadt heim, und wir mussten natürlich jedes Mal raus, um leise fluchend die Kanonen abdecken und dann untätig das nächtliche Schauspiel hoch oben am Berliner Himmel zu betrachten: Die zahlreichen Scheinwerfer, die bei klarem Himmel jedes einzelne Flugzeug mit großer Präzision „auffassten“ und dann immer weiter zum nächsten reichten, die zuerst abgeworfenen, bunt-strahlenden „Weihnachtsbäume“, die wohl einen beginnenden Großangriff vortäuschen sollten, die gewaltig knallenden Doppelrohre der 12,8 cm Geschütze über uns, rings um die silbern leuchtenden schnell dahinziehenden Flugzeuge viele glitzernde Funken erzeugend, die von unten aussahen, wie jene unseres Anzünders am heimischen Gasherd. Einen Abschuss habe ich trotzdem nie gesehen, und die Bomber verschwanden jedes mal rasch, nachdem jeder seinen „Wohnblock-Knacker“ abgeworfen hatte, der mit fürchterlichem Brausen irgendwo herunterkam, gefolgt von einer gewaltigen Explosion – einmal doch so nahe, dass wir erschrocken hinter der dicken Balkonbrüstung in Deckung gingen.