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Reichsarbeitsdienst …!? Von Ernst Diestel

Am 19. Februar 1940 erhielt ich meine Einberufung zum Arbeitsdienst.

Nach kurzer Ausbildung an Schaufel, Spaten und Hacke,  wurden wir nach Polen, ca. 80 KM  hinter Warschau verlegt. Unsere Aufgabe war, für die Luftwaffe Unterkünfte,  also Baracken zu bauen und als zweite Aufgabe Munitionslager, der Tarnung wegen, in  Wäldern anzulegen.

Eines Tages erhielten wir den Auftrag, 3 Güterwagen zu entladen. Die Türen wurden geöffnet und als wir dann auf Befehl unseres Oberfeldmeisters ( im Range eines Oberleutnants) in die Wagen stürmten, waren wir genau so schnell wieder draußen,  denn der Inhalt bestand aus ungelöschtem Kalk, der von uns in Säcke umgefüllt werden sollte. Unsere Augen tränten und brannten  wie Feuer, trotzdem wurden wir immer wieder von dem Vorgesetzten in die Wagen gejagt.

Plötzlich hatte dieser Sadist von Oberfeldmeister eine andere Idee. Wir wurden zu anderen Arbeiten eingesetzt und er ließ sich von unserem Fahrer in einem LKW nach Warschau fahren.

Nach ca. 2 Stunden kam der Wagen zurück mit lauter Männern, die er aus Warschau geholt hatte. Es waren meist ältere Männer schlecht gekleidet, man konnte erkennen,  dass sie wahrscheinlich einfach so aus ihren Wohnungen herausgeholt worden waren.
Die wurden jetzt unter dem Gebrülle dieses Sadisten in die Wagen getrieben und mussten die Wagons entladen.

Als die Männer fertig waren und dort mit roten und verweinten Augen standen, das Zeug was sie am Leibe trugen völlig verdreckt und nun darauf warteten zurückgebracht zu werden,  trat unser Fahrer vor und fragte,  ob er sie zurück fahren sollte. Unser Vorgesetzter baute sich vor dem Fahrer auf und schrie den Fahrer an: „Wollen Sie unser Benzin vergeuden?  Das Pack soll gefällig zu Fuß gehen.“

Wir, die wir am Bahndamm arbeiteten,  konnten es kaum glauben. Er merkte, dass wir seine Anordnung nicht gut hießen. Jetzt brüllte er uns an: „Euch werde ich beibringen, wer hier der Herr im Haus ist.“

Die polnischen Männer gingen nun nach Hause –  80 KM bis Warschau! Einer drehte sich um und ich sah in seine Augen……

Ich habe den Blick bis heute nicht vergessen.